Sonntag, 15. Dezember 2024

Blogeintrag 4: Ökonomisches Denken und Handeln: Herausforderungen und pädagogische Grenzen

 Liebe Leser und Leserinnen, 
wirtschaftliche Entscheidungen begleiten uns tagtäglich. Egal ob wir einkaufen, sparen oder investieren -wir treffen immer ökonomische Entscheidungen. Auch Schüler und Schülerinnen. Um bewusster und eventuell auch nachhaltiger handeln und das Konsumverhalten regulieren zu können, sollten Themen wie Wirtschaft und ökonomisches Handeln und Denken schon früh im Unterricht behandelt werden. Allerdings trägt das Umsetzen dieses Vorhaben einige Herausforderungen und Grenzen mit sich. Dazu zählt beispielsweise die Komplexität und Abstraktion von ökonomischen Zusammenhängen, wofür eine hohe Abstraktionsfähigkeit erforderlich ist. Auch schafft die Verbindung mit ethnischen Fragestellungen, einen Raum für große und meinungsunterschiedliche Diskussionen, da jeder Schüler und jede Schülerin unterschiedliche Werte verfolgt. Schülerfirmen bieten zwar eine gute Möglichkeit, unternehmerisches Denken zu fördern aber sind in ihrer Umsetzung oft mit Einschränkungen verbunden, da die Komplexität von realen Unternehmen nicht vollständig abgebildet werden kann und dadurch eine verzerrte Wahrnehmung die Folge sein kann. Auch sind nur begrenzte (finanzielle) Ressourcen vorhanden. Außerdem findet die Simulation in einem geschützten Schulumfeld statt, wodurch Schüler und Schülerinnen nicht mit echten Risiken und Konsequenzen konfrontiert werden, sodass ökonomische Zusammenhänge vereinfacht dargestellt werden und die Schüler und Schülerinnen somit ein vereinfachtes Bild vom realen Unternehmen haben können. Auch der Rahmenlehrplan beinhaltet nur wenig Platz und Zeit für das Behandeln von ökonomischen Themen und bleibt somit meist nur im Hintergrund. Wenn dafür dann die klassischen Fächer aufgehoben werden, kann es auf der anderen Seite auch zu Verlust an fachlicher Tiefe kommen. Außerdem bietet der Rahmenlehrplan nur wenig Platz und Zeit, um diese Themen intensiv zu behandeln. Außerdem verfügen nicht alle Lehrer und Lehrerinnen das nötige Wissen, um wirtschaftliche Themen ausgiebig an Schüler und Schülerinnen zu vermitteln. Die Umsetzung des Lernfeldkonzepts erfordert neue didaktische Ansätze, die von den Lehrkräften erlernt und angewendet werden müssen. Ebenso kann externe Unterstützung von beispielsweise Experten und Expertinnen notwendig sein. Ökonomisches Denken und Handeln im Unterricht zu fördern ist also ein wichtiges Ziel, welches jedoch mit Herausforderungen und Grenzen verbunden ist. Eine gelungene ökonomische Bildung erfordert eine Balance zwischen der Vermittlung von Fachwissen und der Entwicklung von Handlungskompetenzen. Denn anstatt sich zu fragen, was sie mit dem Gelernten anfangen sollen, werden die Schüler und Schülerinnen immer wieder Aha-Erlebnisse haben, wenn sie im Alltag vor ökonomischen Entscheidungen stehen. 
 
Reyhan Dorbar
 
Quellenangabe: 
Was ist gute ökonomische Bildung? Leitfaden für den sozioökonomischen Unterricht https://elibrary.utb.de/doi/book/10.46499/9783734408311
Ökonomisches Denken lehren und lernen Theoretische, empirische und praxisbezogene Perspektiven 1. Auflage von: Taiga Brahm (Hg.), Ulrich Iberer (Hg.), Tobias Kärner (Hg.), Michael Weyland (Hg.) https://elibrary.utb.de/doi/book/10.3278/9783763973088

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