Containern wirkt der
immensen Lebensmittelverschwendung entgegen - und doch ist es illegal.
Als „Containern“ bezeichnet man das
unerlaubte entnehmen noch verwendbarer Lebensmittel aus den Müllcontainern von
Supermärkten oder Lebensmittelbetrieben.
Immer wieder kommt es zu Anzeigen
gegen Menschen die Lebensmittel, die von Supermärkten weggeworfen wurden, meist
in nächtlichen Aktionen aus den Müllcontainern entnehmen um diese
wiederverwerten zu können. Sie wollen so der Verschwendung von Lebensmitteln,
die kurz vor dem Verfallsdatum stehen oder für den Verbraucher nicht mehr
ansehnlich genug sind um sie zu kaufen, entgegentreten. Oft sind es allerdings
auch Mensch die an der Armutsgrenze leben, wie Rentner, Obdachlose oder
Hartz4-Empfänger, die sich an den Müllcontainern zu schaffen machen, weil sie
schlichtweg darauf angewiesen sind.
Laut einer Studie der Universität
Stuttgart werden in Deutschland jährlich mehr als 13 Millionen Tonnen
Lebensmittel verschwendet. 13 Millionen Tonnen, in einem Land das seit Jahren
versucht zu einem der Nachhaltigsten der
Welt zu zählen.
Im Gegensatz dazu ist es in
Frankreich und Tschechien für Supermärkte verpflichtend noch verwendbare
Lebensmittel zu Spenden. In Deutschland steigt die Zahl der Supermärkte und
Lebensmittelbetriebe die Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen spenden
zwar stätig, aber ein Gesetz, dass zur Weitergabe verpflichtet ist aber wohl
nicht in Sicht. Stattdessen fällten die Justizminister diesen Sommer das
Urteil, dass die Entnahme von Lebensmittel aus Müllcontainern weiterhin illegal
bleiben soll, obwohl sich Hamburgs Justizsenator Till Steffen (die Grünen) für
eine Änderung der Gesetze aussprach. Warum sollte das Mitnehmen von Müll auch
strafbar sein?
Doch CDU-Politiker stimmten gegen
eine Gesetzesänderung. Ihre Begründung: die Entnahme von Lebensmittel aus
Müllcontainern wäre Menschenunwürdig und stelle ein großes Hygieneproblem dar.
Das mag prinzipiell zwar richtig sein, löst aber die grundlegenden Probleme
nicht. Noch genießbare Lebensmittel werden entgegen jedem
Nachhaltigkeitsgedanken weggeworfen und den Menschen die dringend Lebensmittel
benötigen werden sie verwehrt.
Doch warum werden überhaupt
Lebensmittel weggeworfen statt gespendet? Zunächst gilt die Einführung eines Spendenzwanges
als großer Eingriff in die Unternehmerische Freiheit, jedem Unternehmen steht
es somit grundlegend frei was mit seinen Produkten passiert. Desweiteren stellt
oft die Kühlkette ein Problem dar. Sollen Lebensmittel gespendet werden die
gekühlt werden müssen, darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Sie müssen
also gekühlt im Supermarkt gelagert werden, bis sie mit einem geeigneten
Fahrzeug bis zum Spendenempfänger transportiert werden können und dort
schließlich erneut in ein gekühltes Regal eingeräumt zu werden. Dies bedeutet
einen Aufwand der für viele Unternehmen wohl abschreckend wirkt. Und das obwohl
dies der einzige größere Aufwand ist der eine Lebensmittelspende bedeutet. Für
Lebensmittel mit einer begrenzten Haltbarkeit, wie Brot, Obst, Gemüse und
Fleisch- und Wurstwaren, fallen im Spendenfall nämlich keine Umsatzsteuern für
das Unternehmen an - wenn zum Zeitpunkt der Spende kein Umsatz mehr mit der
Ware hätte erzielt werden können.
Von diesem sozialen Faktor einmal
abgesehen, bleibt auch noch zu beachten welch eine große Belastung für die
Umwelt, diese in Deutschland betriebene, Lebensmittelverschwendung darstellt.
Eine Verschwendung bedeutet natürlich, dass mehr Lebensmittel produziert werden
als überhaupt notwendig wären. Daraus resultiert eine größere Menge die
angebaut wird, eine vermehrte Benutzung von Pflanzenschutzmitteln und Düngern
und eine weitaus höhere Zahl an Tieren die gehalten und geschlachtet werden
müssen. Diese Mengen an Lebensmittel müssen natürlich auch zur
Weiterverarbeitung und am Ende in die Läden transportiert werden. An all diesen
Punkten gäbe es immense Einsparungsmöglichkeiten, wenn die Verschwendung von
Lebensmitteln eingedämmt werden würde. Es liegt nicht nur an den Supermärkten
und Lebensmittelbetrieben etwas daran zu ändern, sondern letztlich auch an uns -
den Verbrauchern – unser Konsumverhalten zu überdenken.
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