Nudging.
Reicht uns ein
kleiner Stupser ?
Emotionale Botschaften
auf Straßenschildern reduzieren die Zahl der Verkehrstoten weit mehr als herkömmliche Warnungen. Den Schokokuchen hinter dem Obst zu platzieren, sorgt für eine deutlich
gesündere Essensauswahl in der Kantine. Und die kleine Fliege im Urinal erhöht
die männliche Zielgenauigkeit um 80 Prozent! Kleiner Stups – großer Nutzen.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Richard H. Thaler hat die Verhaltensökonomie und den Begriff Nudging („dt. anstupsen“) entscheidend
mitgeprägt.
Seine Idee: Das Verhalten von Menschen ohne
Verbote oder schwerwiegende Eingriffe in ihrer Wahlfreiheit in eine gewünschte
Richtung zu lenken. Damit stellt sie eine Alternative zu klassischen
Steuerungsansätzen, wie Verboten oder ökonomischen Anreizen, dar.
Nudging soll dabei helfen, den trotz
aller Aufklärung und Politik unverändert riesigen, menschheitsbedrohenden,
ökologischen Fußabdruck westlicher Menschen drastisch zu verkleinern.Eine Art Zaubermittel.
Reicht uns ein kleiner „Anstupser“
um die Jahrzehnte langen Widerstände gegen wirksamen Klimaschutz unter Bürgern,
Politikern und Unternehmern aufzubrechen? Werden wir unsere Normalitätsvorstellung
einer Gesellschaft, zu der z.B. fossile Mobilität und unbegrenzter Konsum
gehören aufgeben? Oder sind Eigennutz, Bequemlichkeit, Gewohnheit, Verdrängung beziehungsweise
einfach die Schwierigkeit, sich Klimaflüchtlinge vorzustellen, wenn wir im
Flieger zum Kurztrip nach Barcelona sitzen dann doch prägnanter?
Man kann da so seine Zweifel haben.
Gesellschaftlicher Wandel gelingt
im Wechselspiel der verschiedenen voneinander abhängigen Akteure. Ob wirksamer
Klimaschutz nun an uns Verbrauchern, an Unternehmen oder am fehlenden
politischen Willen scheitert, beschreibt deshalb ein unlösbares
Henne-Ei-Problem.
Um Fortschritte zu
erreichen, muss man überall ansetzen, denn alles ist mit allem verbunden. Wir haben
die Möglichkeit Politik zu gestalten, indem wir uns politisch engagieren oder wählen
gehen. Wir können mit unseren Konsumentscheidungen einen erheblichen Beitrag
leisten und Unternehmen beeinflussen.
Ganz ohne einen politischen Rahmen
der Verbote aber auch Anreize schafft, wird es wohl nicht gelingen. ·
Text: Ringo Möwe
Uni Potsdam WAT/Politische
Bildung
Quellen
https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2017/11/richard-h-thaler-wirtschaftsnobelpreistraeger-2017/
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