In meinem letzten Blog beschäftigte mich die Frage,
inwieweit Kinder mit angepriesenen Produkten umgehen können.
Obwohl es wohl recht klar auf der Hand liegt, möchte ich
nochmal kurz vor Augen führen, warum es überhaupt Kindermarketing gibt bzw.
warum es wichtig ist. Aus Sicht eines Unternehmens stellen Kinder aus folgenden
Gründen eine wichtige Zielgruppe dar:
1.
Sie spielen eine wichtige Rolle bei der
Kaufentscheidung der Eltern.
2.
Je früher eine Markenbindung im Alter eines
Menschen erfolgt, desto größer ist das Potential, Ihn als langfristigen Kunden
zu gewinnen. (Bereits mit 3 Jahren sind Kinder in der Lage mit bestimmten Logos
bestimmte Produkte zu assoziieren.)
Das hat jedoch zur Folge, dass
Kinder bereits in recht frühem Alter mit Werbung zu gesundheitsschädlichen
Produkten oder ungünstiger Ernährungsweisen konfrontiert werden. In den Diskussionen
zum Kindermarketing werden zwei Positionen der Vertreter deutlich: Einerseits
existieren Befürchtungen bezüglich der Auswirkungen auf die kindliche Psyche,
andererseits lernen Kinder mit zunehmenden Alter mit ihrer Rolle als
Konsumenten umzugehen, daher sei es unsinnig, sie von den Einflüssen der Umwelt
bewahren zu wollen.
Die Ansicht, dass Kinderaufgrund
ihrer fehlenden Lebenserfahrungen schlechtere Kaufentscheidungen treffen als
Erwachsen und daher einen besonderen Schutz benötigen, ist schließlich nicht
grundlos im deutschen Gesetz (UWG) und Schutzvorschriften (JuSCHG)
festgehalten. Zum einen kann ein Kind reine Informationsgehalte im frühem Alter
noch gar nicht ausreichend kognitiv verarbeiten (erst mit 4 Jahren können sie
Werbung von anderen Programmen unterscheiden), auf emotionale Stimulation
reagiert es dagegen besser. Emotionen beeinträchtigen jedoch das logische
Empfinden von Prioritäten und den darauffolgenden Entscheidungen aus. Zum
anderen liegt bei Kindern eine andere Risikowahrnehmung bzw. –Beurteilung vor,
da sich diese noch nicht neurologisch noch nicht vollständig ausgeprägt hat. Viele Risiken, die Werbungen für
gesundheitsschädliche Produkte bergen, werden nicht explizit genannt, können
von Kindern aufgrund ihres Entwicklungsstandes auch noch nicht selbst erschlossen
werden (üblicherweise sind Kinder im Alter von 4 bis sogar 10 Jahren z.B. noch nicht
in der Lage, die Verkaufsabsicht, die hinter der Werbung steht, zu erkennen).
Anzunehmen, dass Werbung bei Kindern erstmal einen Vernunftstest bestehen
müsse, wäre nicht gänzlich falsch, doch kann man angesichts neurologischer
Befunde wirklich von „Vernunft“ sprechen? Jedenfalls nicht im gleichen Maße,
wie beim Erwachsenen.
Trotz gewonnener
wissenschaftlicher Erkenntnissen wird in der Werbung jedoch gezielt auf das
Unvermögen, Werbung kritisch betrachten zu können, eingegangen indem z.B.
Maskottchen und Comiccharaktere genutzt werden. Kinder werden also bewusst auf
ihre kindlichen Fantasien angesprochen und dahingehend manipuliert, bestimmte
Produkte bei ihren Eltern zu verlangen, ohne genügend kritischen Bewusstsein. Ob
Teicherts Meinung, dass die Anwendung solcher Methoden bei risikobehafteten
Produkten nicht mehr lange vor dem Gesetzt bestand haben werden, sich
bewahrheiten, bleibt meiner Meinung nach mit Vorsicht zu genießen und
abzusehen. Auch seine Annahme, ethnisch Korrektes Verhalten seitens der
Unternehmen sei trotz Verzicht auf Verbot von Kindermarketing möglich wage ich
zu bezweifeln. Werbemethoden, bei denen weder Emotionen noch Stilmittel, welche
die kindliche Wahrnehmung Ausnutzen, angewendet werden, werden sich meiner
Meinung nach wohl kaum durchsetzen.
Quelle:
Effertz, Tobias / Teichert, Thorsten:
Kindermarketing aus neurologischer Sicht: Empfehlungen für ethisch korrekte
Gestaltungen des Marketing-Mix
Weiterführende Quellen:
Landwehr, Marion:
Werbefernsehkinder - Kinderwerbefernsehen: Eine Analyse
speziell an Kinder gerichtete Werbespots.
https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=orVsAQAAQBAJ&oi=fnd&pg=PA1&dq=Kinder+und+Werbung+Dirk+Ulf+St%C3%B6tzel&ots=lK31EwdUUs&sig=gVOAbLYgM7BNT_gOCwksDgOg-Jg&redir_esc=y#v=onepage&q=Kinder%20und%20Werbung%20Dirk%20Ulf%20St%C3%B6tzel&f=false
(Stand: 14.12.2016/ 19.45 Uhr)
Mappes Maryse/ Zerzer, Manfred :
Zielgruppe Kinder . Verstehen der kindlichen Wahrnehmungs- und Denkstrukturen.
Srnka, J. Katharina/ Schiefer,
Kathrin: Kinder und Jugendliche als Zielgruppe der Werbung: Ihre
Charakteristika & Ansatzpunkte für wirksame Gestaltung von
Werbebotschaften.
Das ist ein sehr interessanter Beitrag. Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen und Lust auf mehr zum Thema Kindermarketing gemacht.
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