"Der Kunde ist blind" - TAZ |
Wer kennt sie nicht – die typischen Werbesprüche bzw. Slogans aus der Werbung. Hier einige Beispiele: „Einmal hin, alles drin“, „Die Bank an Ihrer Seite“, „Die wahrscheinlich längste Praline der Welt“, „Dafür stehe ich mit meinem Namen“, „There is no better way to fly“, „Wir lieben Lebensmittel“ oder „Wir lieben es“. Noch mehr Slogans bzw. Werbesprüche aufzuführen, würde den Rahmen des Blogs sprengen und es wird vielleicht auch langweilig. Wie unschwer zu erkennen ist, die Werbesprüche kennen wir und können denen auch eine Firmer zuordnen. Das gleiche würde auch funktionieren, wenn nur Umrisse von Logos gezeigt werden würden. Werbung führt dazu, dass wir als Verbraucher ständig Produkte kaufen, die sich letztendlich als unnütz und überflüssig entpuppen. Doch woran liegt das?
Angeblich sollte Werbung schon vor 4000 Jahren existiert
haben, jedoch ist Werbung von damals nicht mit unserer heutigen vergleichbar.
Der Startschuss von unserer bekannten Werbung begann im 17. Jahrhundert. Diese
erschienen in Tageszeitungen, wobei die „Branche“ noch als ein Monopol
bestand, da es ausschließlich ein Privileg Königs Friedrich Wilhelm I. war.
Erst im 19. Jahrhundert wurde Werbung wieder öffentlich
freigegeben – um genauer zu sein 1850. Bereits 1870 richtete sich Werbung schon
an bestimmte soziale Schichten. Dreißig Jahre später herrschte ein regelrechter
Boom der Werbe-„Industrie“. Neben immer größeren und umfangreicheren
Anzeigetafeln und –texte nahm die auditive Werbung deutlich mit der Entwicklung
von Radio und Funkgeräten stark zu. Dazu kam eine neue Berufsbezeichnung,
nämlich der eines Werbeschreibers.
Während des zweiten Weltkrieges wurde die Werbung, so wie
viele andere Medienformen, zu Propagandazwecken durch das Nazi-Regime
missbraucht. Die Werbung konnte sich
erst einige Jahre nach Kriegsende wieder
regenerieren.
In den 50er- und 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts
erlebte die Werbung einen zweiten Wirtschaftsschwung. Hier greift sie auf das
vom 1870 angefangene Prinzip, gesellschaftliche Schichten anzusprechen,
nochmals zurück und entwickelte dieses weiter. Es kommt sogar dazu, dass
Werbung bestimmte Gesellschaftsbilder formte. So wurde zum Beispiel viel Wert
auf die für damals typische Rollenverteilung von Mann und Frau gelegt. Durch
die Entwicklung von Fernsehapparaten gewann die Werbung zusätzlich ein sehr
wichtiges Verbreitungsmedium hinzu.
Werbung trägt einen erheblichen Beitrag zur Kaufentscheidung bei. |
Wie schon erwähnt, spricht heutige Werbung immer zunehmend
die Emotionen der Menschen an. Mit bestimmten Produkten werden Gefühle (z.B.
Freude, Liebe, Trauer, Geborgenheit) dargestellt, die angeblich bei den
Verbrauchern hervorgerufen werden sollen, wenn sie sich für jenes Produkt
entscheiden. So werden zur Visualisierung für die Freude ständig wechselnde
bunte, grelle Farben, lachende, tanzende Menschen und fröhliche Musik verwendet.
Es ergibt sich die Frage, ob ein Produkt, welches solch ein Bild wirbt, auch
wirklich diese Emotion hervorruft – erlebt man wirklich Freude, wenn man ein
mit Koffein angereichertes Süßgetränk zu sich nimmt oder sind es lediglich die
in Frage zu stellenden Inhaltsstoffe (in diesem Fall Zucker und Koffein), die
diese Art von Energiezufuhr bekleidet?
Es gibt unzählige Werbestrategien. Diese einzeln näher zu
betrachten, würde jedoch den Rahmen sprengen. Ich möchte dennoch auf das
Grundprinzip jeder wirtschaftlichen Werbung eingehen, die da die AIDA-Formel
ist. Diese
Formel beinhaltet folgendes:
- Attention: Die Aufmerksamkeit der Zielperson soll geweckt werden. Diese soll die Wahrnehmung komplett auf das Produkt lenken mit der Absicht sich von anderen Produkten positiv hervorzuheben.
- Interest: Das Interesse der Zielperson soll geweckt werden. Sie soll sich weiter mit dem Produkt beschäftigen und beurteilen.
- Desire: Es soll der Wunsch der Zielperson geweckt werden, dieses Produkt auszuprobieren.
- Action: Die Zielperson soll handeln und somit das Produkt kaufen.
Neben anderen Zielgruppen (z.B. Männer, Frauen, Rentner, Personen bestimmter Lebensstile oder einer bestimmen Gesellschaftsschicht); der Jugendliche spielt eine sehr große Rolle als Zielgruppe und
ist mit unter der wichtigste Marktfaktor. Er beeinflusst nicht nur
Gleichaltrige, sondern greift auch auf das Kaufverhalten seiner Eltern bzw.
allgemein der Erwachsenen ein. Die Taktik Jugendliche anzusprechen, entpuppt sich als recht
hinterlistig, denn diese sollen schon in jungen Jahren am Markt generell und an
bestimmte Marken gebunden werden. Wer sich als junger Mensch für eine Marke
entscheidet, bleibt üblicherweise bei dieser Marke.
Um auf die gestellten Fragen zurückzukommen. Ich behaupte,
dass Werbung bewusst etwas Unrealistisches vortäuscht. Dadurch entwickeln die
Verbraucher jedoch ein Streben nach etwas Besonderem. Entspricht ein Produkt
schließlich nicht den Erwartungen, so wählt er eine Alternative, die ebenfalls
in der Werbung erscheint. So bewegt er sich in einem ständigen Kreislauf der
AIDA-Formel. Dabei entsteht die Frage, ob Werbung überhaupt noch etwas zur Markttransparenz
beiträgt. Einerseits stimme ich dem zu; Werbung präsentiert und informiert über
das Produkt. Ob die potenziellen Verbraucher sich letztendlich für dieses
Produkt entscheiden, ist immer noch ihnen überlassen. Anderseits muss ich
jedoch widersprechen, denn Werbung täuscht und beeinflusst aktiv und passiv die
Kaufentscheidung der Menschen, da nicht alle Informationen richtig dargestellt
werden oder sogar komplett fehlen.
Werbung ist eng mit dem Marketing eine Wissenschaft für
sich, die sehr komplex ist und unumgänglich mit anderen Wissenschaften (wie
Soziologie und Psychologie) zusammenarbeitet. Dennoch ist es sinnvoll sich als
Verbraucher sich damit zu befassen, was für Auswirkungen Werbung bringen kann,
um sich selbst finanziell und auch gesundheitlich zu schützen. Viele Produkte, speziell Elektrogeräte,
werden nach dem Kauf und spätestens nach dem fünften Gebrauch in der hintersten
Ecke in der Garage deponiert. Oder viele Lebensmittel, die eine besondere
Qualität vortäuschen, haben einen viel höheren Preis. Der vom Staat und Lebensmittelindustrie unabhängiger Verein "Foodwatch" hat es sich zu Aufgabe gemacht Werbe- und Verbraucherlügen aufzudecken, speziell die Lebensmittel betreffend. Es ist schon sehr erschreckend, was die deutschen und europäischen Gesetze zulassen. Mehr Infos dazu hier.
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