Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass getragene
Socken, welche ein kleines Loch vorne an der Zehenspitze hatten von meiner
Uroma in mühevoller Arbeit wieder gestopft wurden. Dieses Phänomen
ist heutzutage verschwunden. Wenn man darauf angesprochen wird, kann man nur
mit dem Kopf schütteln und sagen: „Das lohnt sich doch gar nicht.“
Ja, ich gehe ökonomisch mit meiner Ressource Zeit um,
denn so ein Paar Socken kostet gerade mal ein bis zwei Euro. Zumal ich das
Stopfen erstmal erlernen muss, kommen dann noch der Kauf von Nadel und Faden, die
eigentliche Arbeit und beim ersten Versuch ein unbefriedigendes Ergebnis hinzu,
dann wird mein Bauchgefühl
nur bekräftigt: „Das lohnt sich ja gar nicht.“
Aber was ist, wenn das Radio, der Toaster oder die
Kaffeemaschine den Geist aufgegeben haben? Was ist, wenn das Fahrrad einen „Platten“
hat? Kaufe ich mir einen neuen Schlauch, oder flicke ich ihn? Wir leben in
einer Zeit des Überflusses, in einer Wegwerfgesellschaft. Es ist kaum noch Einer
in der Lage kleine Reparaturen an Haushaltsgeräte vorzunehmen. Somit werden sie neu gekauft, um einerseits ökonomisch
zu handeln und andererseits um das eigene Verlangen nach Konsum zu befriedigen.
Ganz aus den Augen verlieren wir die wachsenden Müllberge in der „Dritten Welt“,
in die „der Westen“ seinen Elektroschrott verschifft. Das ökonomische
Denken und Handeln betrifft nicht nur meine persönlichen Ressourcen, sondern auch die der
Umwelt in der wir uns bewegen. Eine Umwelt mit endlichen Ressourcen, bei der
uns die Industrie zu bequemen Kunden erzieht und unseren verschwenderischen
Umgang mit Dumpingpreisen unterstützt. Ich denke, dass sich jeder schon
mal gefragt hat, ob es Zufall war, dass genau nach Ablauf der Garantie das
technische Gerät kaputt gegangen ist.
Es wird sogar die Frage nach einem eingebauten Verfallsdatum an die Industrie
immer lauter. Wegen dieser Frage wurde von den "Grünen " ein
unabhängiges Institut beauftragt, welches den Verdacht teilweise
bestätigte. So zählt die Studie
folgende Mängel auf: verdächtig schnell rostende Heizstäbe in Waschmaschinen,
Schuhsohlen aus minderwertigem, fest verklebtem Gummi, Türgriffe, die nicht mehr ohne Tür lieferbar seien, Reißverschlüsse mit spiralförmig angeordneten und deshalb
schnell verschleißenden
Zähnen. Aber vorallem
liegt die Tücke
in der fehlenden Reparierbarkeit der Produkte: Da wird geklebt, verschweißt und versiegelt, damit der
Verbraucher bei Verschleiß
eines Teils gleich ein neues Gerät
kaufen muss. Der Akku in der Elektrozahnbürste,
die Komponenten im Laptop-Gehäuse
– alles eine Einheit, die
bei Defekt eines Teils als Ganzes ersetzt werden muss, mindestens aber wird
eine Reparatur schwieriger und teurer. Ich würde die Wahrheit aber auch in den Prozessen der
Serienproduktion suchen. Denn die Produktion von Blockeinheiten hat den
Vorteil, dass die fertigen Geräte
in einer Art Baukastensystem beliebig montiert werden können. Um so mehr Verantwortung
sehe ich bei uns als Kunden selber.
Wo vor Jahren bei dem Begriff Secondhand noch die Nase gerümpft wurde, erfreut sich Ebay
Kleinanzeigen immer größerer Beliebtheit. Ich finde
diese Art der zu kleinen Klamotten, oder den mittlerweile ungeliebten
Spielsachen ein neues Leben einzuhauchen eine super Gelegenheit
ressourcenschonender zu leben. Mit einer
weiteren gegenläufigen
Bewegung den „Repair
-Cafes", welche aus der puren Idee des ökonomischen Handels entstand, werde ich mich nächste Woche in meinem Block
beschäftigen.
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