Wenn jeder an sich denkt, ist
an alle gedacht?
Diesen
Spruch haben glaube ich alle schon einmal gehört.
Bei
mir war es während einer Unterhaltung mit einem Freund, als die Frage aufkam was
für ein Mensch er sei. Dabei kam heraus und er vertrat die Meinung ganz offen,
dass er Egoist sei und dies auch gut sei. Damals war ich geschockt, denn ich
hatte nie dieses Menschenbild von ihm. Warum sollte Egoismus denn gut sein? Er
meinte sogar:
„Du bist auch ein Egoist, wie fast alle in der Bevölkerung."
Nach
dem ich mich nun in meinen letzten Blog mit Ökonomischen Denken und
Neuroökonomie beschäftigt habe, kam die Frage auf, ob unser Verhalten
egoistisch sei und ist Egoismus nun positiv oder negativ? Für mich hatte das
Wort Egoist oder Egoismus immer eine negative Behaftung.
Doch wie sieht es wirklich
damit aus?
Der
Evolutionsbiologe Richard Dawkins stellte in einem sehr populären Buch „The Selfish Gene - Das egoistischeGen“ die These auf, das Egoismus schon bei den Genen anfängt und somit auch
zum Teil zu unserer Entwicklung gehört. Es ist ein wesentlicher Faktor der
Evolution. Denn schon bei der sexuellen Fortpflanzung treten Gene in den Wettstreit
mit einander.
Selbst Primaten
(unsere nahen Verwandten) verhalten sich nur sozial gegenüber ihrer Kleingruppe.
Dies fand der Forscher Frans de Waal bei seinen Untersuchungen zur tierischen
und menschlichen Entwicklung von Kultur, Moral und der Entstehung von Empathie
und Altruismus heraus.
Doch wie wirkt sich dieses „Teils in den
Genen liegende“ egoistische Verhalten auf die Wirtschaft aus?
Hierzu möchte
ich den Moralphilosophen Adam Smith (1776) zitieren: „Nicht vom Wohlwollen des Fleischers,
Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von der Bedachtnahme
auf das eigene Interesse.“ Ferner führt er aus „das Eigeninteresse zu seinen
Gunsten zu wecken, und ihnen über ein Tauschgeschäft klarzumachen, das die
Hilfe auch für den anderen von Nutzen ist.“ Und dort greift dann das Gesetz des
Marktes über Angebot und Nachfrage den Preis zu bilden.
Dies zeigt uns,
dass unsere Wirtschaft eigentlich egoistisch aufgebaut ist, was ja nicht schlecht
ist, denn sie lässt uns großen Freiraum für unsere Entscheidungen. Somit ist
der Egoismus ein Teil vom ökonomischen Denken und Handeln.
Und selbst
Mutter Teresa könnte laut Ökonom John Stuart Mill Egoistisch sein, denn seine
These ist: „Menschen handeln immer, um ihr eigenes Vergnügen zu maximieren,
aber zu ihrem Vergnügen kann es gehören, das Gemeinwohl zu steigern“
So hat sich
mein Bild vom Egoistischem nach diesem Blog gewandelt und ich akzeptiere es als
einen Teil von mir, der nicht unbedingt schlecht sein muss. Was nicht heißen
soll, dass wir alle reine Egoisten sind. Denn auch wir haben altruistische Züge!
Die Frage des Altruistischen
im ökonomischen Denken und Handeln würde ich gerne in meinem nächsten Blog
behandeln.
Martin Harm
Quellen:
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/egoismus/20168
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/der-egoist-rettet-die-welt-essay-ueber-eigennutz-13333640.html
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/erklaer-mir-die-welt-28-warum-ist-egoismus-gut-1381544-p2.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_egoistische_Gen
https://de.wikipedia.org/wiki/Frans_de_Waal
https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Smith
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/altruismus/2546
http://www.witzich.ch/pictures.php?view=detail2&id=1542
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AntwortenLöschenEin sehr gut geschriebener Blog! Ich bin gespannt auf das was kommt.
AntwortenLöschenIch finde deine Einleitung sehr gut gelungen. Die Frage der Menschenbilder, wie wir sie ja fast alle schonmal gehört haben, lässt sich auf verschiedene Positionen und Menschen zurückführen.
Du hast auch verschiedene Personen im Blog aufgeführt, was das alles ein bisschen angenehmer zu lesen macht.
Ich finde wie du, dass jeder eine egoistische Seite hat, und es aber an uns liegt, was wir draus machen. Und ich meine ebenfalls, dass Egoismus (im angemessen ökonomischen Sinne) auch nicht schlecht zu bewerten ist.
Ich denke Egoismus ist je nach dem wie man es auslegt. So wäre der Egoismus wie ihn Mutter Theresa ausgelebt haben soll doch gar nicht so Gruppenfeindlich.
AntwortenLöschenDie Natur hat den Egoismus vorgesehen, denn selbst Babys und Kleinkinder müssen den Gruppengedanken noch erlernen. Ein gesundes Maß wäre daher nicht so verwerflich.
An Mutter Teresa gab es tatsächlich Kritik. Sie soll medizinische Fortschritte abgelehnt und zweifelhafte Spendenquellen genutzt haben. Aber vllt nicht aus Egoismus, sondern aus religiöser Überzeugung?
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