Siemens
erwirtschaftet Rekordgewinne & entlässt
Siemens
plant 6.900 Stellen weltweit zu streichen. 2.600 davon in
Deutschland, einen Großteil davon in der Sparte Energieerzeugung.
Gleichzeitig kann der Siemens-Chef Joe Kaeser einem Umsatz von 83
Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016/17 verkünden. Davon bleiben
nach Steuern 6,2 Milliarden Euro übrig was eine Steigerung von 11%
zum Vorjahr bedeutet. Die Aktionäre freut es, trotzdem werden
voraussichtlich Mitarbeiter entlassen. Kann man so etwas überhaupt
rechtfertigen, oder ist das Management allen eine Nasenlänge
vorraus?
Doch
erst einmal zu den Fakten: Laut Siemens ist die Nachfrage nach großen
Gasturbinen (über 100 Megawatt) auf dem Weltmarkt drastisch
gesunken, und wird sich auf 110 Turbinen pro Jahr einpendeln. So weit
so gut. Jedoch liegt die Produktionskapazität weltweit bei ca. 400
Turbinen pro Jahr. Die Folge Überangebot, der Preis sinkt oder noch
schlimmer es gibt überhaupt keine Aufträge mehr. Doch für dieses
Problem haben die Chef-Strategen bei Siemens eine Lösung gefunden:
Stellenstreichung bzw. gleich Standortschließung bei allem was mit
Gasturbinen zu tun hat. Davon betroffen Görlitz (720 Arbeitsplätze),
Leipzig (circa 200 Arbeitsplätze) außerdem sollen Teile der
Standorte Offenbach und Erlangen zusammengelegt werden dabei
entfallen 680 Arbeitsplätze. In Mülheim an der Ruhr entfallen 640
Stellen und in Berlin 300. Für den Standort Erfurt gibt es mehrere
Möglichkeiten, derzeit wird wohl ein Verkauf geprüft.
Grund für die fehlende Nachfrage
von Gasturbinen ist der Trend der dezentralen Energieversorgung
mittels erneuerbarer Energien, durch den große Kraftwerke
perspektivisch überflüssig werden. So kann man die Streichungen
relativ einfach rechtfertigen, man kann aber auch die Perspektive der
Arbeitnehmer einnehmen, und fragen was nun?
Die
IG-Metall schreibt dazu auf ihrer Internetseite: „Zahlen
kann man in Tabellen und auf PowerPoint-Folien verändern,
verschieben, herunterrechnen und streichen – aber am Ende geht es
immer um Menschen, die mitsamt ihrer Familie und ihrer Existenz für
die Folgen den Kopf hinhalten müssen.“
Das fasst
die Lage recht gut zusammen, natürlich möchte Siemens wie in der
Pressemitteilung beschrieben die Maßnahmen möglichst
sozialverträglich gestalten. Doch ist eine Umschulung der
Mitarbeiter auf einen der 3.200 offenen Stellen im Konzern auch nicht
die Lösung des Problems, sondern würde Familien zu einem Umzug an
einen anderen Standort zwingen, für eine Stelle die vielleicht sogar
schlechter bezahlt wird.
Angesichts
dessen wirken die Milliardengewinne des Konzerns geradezu Obszön,
was jetzt benötigt wird sind nicht Verhandlungen des Betriebsrats
und der Gewerkschaft mit Siemens, sondern ein Gesetz, dass es
hochprofitablen Konzernen verbietet Massenentlassungen durchzuführen.
Denn diese Pläne zeigen etwas sehr deutlich. Der Führung von
Siemens ist die Zukunft von tausenden Mitarbeitern völlig egal.
Sicherlich gäbe es die Möglichkeit in die nun von der Schließung
betroffenen Standorte mit den Milliardengewinnen zu investieren,
jedoch sind die Interessen der Investoren wichtiger. Diese wollen
nämlich weiterhin ihre Profite, koste es was es wolle.
An dem
Gründer Werner von Siemens sollten sie die heutige Konzernführung
ein Beispiel nehmen er schrieb 1868: „Mir
würde das verdiente Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen,
wenn ich treuen Gehilfen nicht den erwarteten Anteil gäbe.“.
Auch im Artikel 14 des Grundgesetzes heißt es: „Eigentum
verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit
dienen“. Ob es dem Wohle der Allgemeinheit dient, wenn ein Konzern
mit Milliardengewinnen zahlreiche Standorte schließt, oder doch
dessen Aktionären ist fraglich.
Seit
kurzem gibt es Gespräche zwischen Siemens und dem Betriebsrat sowie
der Gewerkschaft. Dort soll es in einem offenen Dialog nach
gemeinsamen Lösungen gesucht werden. Ob dieses Entgegenkommen der
Arbeitnehmerseite einer Kapitulation gleichkommt wird sich zeigen.
Tillmann
Hoyer
Quellen:
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