Worum ging es letzte Mal. : „Der
sogenannte homo oeconomicus ist anscheinend stehst getrieben, darauf aus
Entscheidungen zu treffen, die seinen Gewinn oder Nutzen steigern und darauf
aus Kapital in verschiedenen Formen anzuhäufen. Nicht nur Individuen sondern
auch Länder wollen jedes Jahr wieder einen Konjunkturzuwachs erreichen. Doch zu
welchem Preis? Darum und um die Zielkonflikte im ökonomischen Denken und
Handeln soll es im Weiteren gehen.“
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Bevor wir diese Frage klären, müssen wir erst einmal beleuchten was Konjunktur ist. Die Konjunktur beschreibt die wirtschaftliche Lage eines Landes und zeigt Schwankungen im Verlauf der Wirtschaft an. Um festzulegen, ob eine Wirtschaft gut oder schlecht läuft muss man ein Indikator zu Rate nehmen. Dieser Indikator ist das BIP (Bruttoinlandsprodukt). Das BIP gibt die wirtschaftliche Leistung eines Landes in einer Periode an und misst somit auch die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland. Mit dem BIP werden also Veränderungen in der Wirtschaftsentwicklung aufgezeigt.
Doch wie kommt es dazu, dass das
BIP steigt oder sinkt? Wenn die Nachfrage nach Gütern steigt, dann produzieren
Unternehmen mehr. Die Nachfrage ist so groß, dass das Unternehmen noch mehr
produzieren will. Um dies zu erreichen stellt das Unternehmen neue Mitarbeiter
ein. Nun spricht man von Wirtschaftswachstum und das BIP steigt.
Dadurch, dass jetzt mehr Leute Arbeit
haben und somit auch mehr Geld, steigt die Nachfrage noch stärker an. Die
Unternehmen kommen mit der Produktion nicht hinterher, investieren in neue
Fabrikanlagen und produzieren noch mehr. Denn wenn der Unternehmer eine hohe Nachfrage
bemerkt, riecht er Geld und er wird immer versuchen die Produktion anzukurbeln.
Nach der Investition der Unternehmen steigen die Preise wieder an und die
Nachfrage sinkt. Durch die niedrige Nachfrage sind die neuen Anlagen der
Unternehmen nicht mehr ausgelastet und es kommt zu Entlassungen. Die Menschen
haben daraufhin weniger Geld zur Verfügung und der Negativtrend verstärkt sich.
In diesem Fall spricht man von einer Wirtschaftsschwächung, das BIP sinkt.
Diese Schwankungen werden in Konjunkturzyklen
dargestellt, welche sich in Aufschwung, Boom, Rezession und Depression gliedern.
Ein Zyklus dauert grob gesagt 4-10 Jahre.
Der Aufschwung folgt nach der
Depression. Die Wirtschaft erholt sich und das BIP steigt wieder. In dieser
Phase ist eine steigende Nachfrage und Produktion zu verbuchen. Das wiederum
führt zu sinkender Arbeitslosigkeit. Die Leute haben mehr Geld und bekommen
höhere Gehälter, das führt zu höheren Preisen und zu einer höheren Inflationsgefahr.
Zu dem steigen die Zinsen und die Investitionen. In dieser Phase sind die Wirtschaftsprognosen
optimistisch.
In der Phase des Booms herrscht
Hochkonjunktur. Die Wirtschaft ist auf Top-Niveau und die Kapazitäten sind voll
ausgelastet. Es herrscht außerdem eine starke Nachfrage und kaum
Arbeitslosigkeit. Zinsen, Löhne, und
Preise steigen weiterhin. Die Wirtschaftsprognosen sind eher Kritisch und
vorsichtig
.
Nun folgt die Rezession. Das BIP
sinkt und die Nachfrage auch. Produkte und Dienstleistungen werden zu teuer für
die Konsumenten. Die Produktionslager sind voll wegen der mangelnden Nachfrage und
die Produktion sinkt. Im Gegenzug steigt die Arbeitslosigkeit. Zinsen, Preise,
Löhne und Investitionen sinken daraufhin. Die Wirtschaftsprognosen sind eher
pessimistisch.
Am Ende der Rezession folgt die Depression.
An dieser Stelle ist die Wirtschaft an ihrem Tiefpunkt angelangt. Die Nachfrage
ist gering, genauso wie die Produktion, die Zinsen, Löhne, Preise und neue
Investitionen. Es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit und die
Wirtschaftsprognosen sind gedrückt.
Das Wirtschaftswachstum verläuft
also in Zyklen und schwankt. Um diese Schwankungen zu kontrollieren und zu
begradigen kann der Staat bei beginnender Rezession eingreifen. Er kann Subventionen
oder Steuersenkungen veranlassen. Die EZB (Europäische Zentralbank) kann
außerdem die Zinshöhe anpassen, um den Geldfluss zu steuern. Wenn z.B. die Zinsen
für einen Kredit sinken, es also billiger wird einen Kredit aufzunehmen, dann
werden auch mehr Menschen Kredite aufnehmen und Geld in Umlauf bringen. So kann
einer Rezession und dem damit verbundenen Investitionsrückgang entgegen gewirkt werden.
All diesen Mechanismen unterliegen
wir und wir müssen sie verstehen. Die Menschheit hat sich selbst in diese Lage
gebracht. Doch warum klammern wir uns an
dieses Konstrukt? Warum ist die Gier des
Menschen so groß, dass man um jeden Preis ein Wirtschaftswachstum erreichen
will, obwohl wir wissen, dass dieses Wachstum schwankend erreicht wird? Ohne
Depression kein Boom und ohne Aufschwung keine Depression.
Also, ….. Warum kann die Wirtschaft
nicht auf einem Level florieren? Es kann kein ewiges Wachstum geben, außer dem Weltall,
welches stetig expandiert. Es sei denn, man nimmt starke Rückschläge und Krisen
in Kauf, welche zyklisch auftreten. Ein ewiges Wirtschaftswachstum bedeutet
also auch ein stetiges steigen des Abbaus von Ressourcen, ein stetiges steigen
der Umweltverschmutzung und ein stetiges sinken von sozialer Verantwortung.
Werden
wir einmal konkret und gucken uns an, was das für den Verbraucher und das
Unternehmen bedeutet.Viele Unternehmen ringen darum
ihren Absatz zu steigern. Jedes Jahr will man Konjunktur mit positivem Trend
feiern, z.B. Autokonzerne wie VW.
Die
folgende Statistik zeigt den Automobil-Absatz des Volkswagen Konzerns in den
Jahren 2006 bis 2016. Die Volkswagen Aktiengesellschaft (abgekürzt VW AG) mit
Sitz in Wolfsburg, ist die Konzern-Muttergesellschaft der Fahrzeugmarken Audi,
Bentley, Bugatti, Ducati, Lamborghini, MAN, Porsche, Scania, Seat, Škoda,
Volkswagen und Volkswagen Nutzfahrzeuge. Im Jahr 2006 betrug der Absatz rund
5,7 Millionen Fahrzeuge. Im Jahr 2016 betrug der Absatz 10,391 Millionen
Fahrzeugen. Dem entsprechend stieg auch das Eigenkapital des Konzerns. Im Jahr
2012 betrug das Eigenkapital der VW AG rund 81 Milliarden Euro. Im Jahre 2016
schon 92.910 Milliarden Euro.
Die verkaufszahlen von VW sind
beeindruckend und zeigen auf das der Konzern ganz klar das Ziel des Wachstumes
anstrebt. Doch wie wird dieses Wachstum generiert und wie soll es weiterhin generiert
werden? Es gibt nur eine begrenzte Zahl an Menschen, die die Erlaubnis haben
ein Fahrzeug zu fahren. Und rund 83 % der rund 40 Mio. deutschen Haushalte
haben bereits mindestens ein Auto (ADAC Studien, 2008). Um also weiterhin Gewinn
und steigende Verkaufszahlen zu erreichen, müsste Deutschland eine
Fahrerlaubnis für Menschen ab 12 Jahren
einführen. Doch das Verkehrsaufkommen ist jetzt schon absurd und die Fahrerlaubnis
ab 12 Jahren wird mit Sicherheit nicht eingeführt. Wie schafft es der Konzern
also immer noch Gewinn zu machen?
Eine Strategie ist es an der Lebensdauer
der Produkte zu schrauben. Der VW 1,4 Liter TSI Motor ist ein gutes Beispiel
dafür. Ein überzüchteter Turbolader Motor, hergestellt um Umweltfreundlichkeit
und PS-Stärke zu vereinen. Doch dünnwandige Materialien und qualitativ nicht
ausreichende Verarbeitung lassen den aufgeladenen Motor schnell kaputt gehen.
Der Konsument ist gezwungen zu reparieren oder einen Neukauf zu tätigen. Dass das
Image der Firma dabei leidet ist dem Konzern anscheint egal, da in dieser Preisklasse
alle Konzerne so handeln. Materialeinsparungen und Einsparungen in den
Herstellungskosten ziehen sich so durch die ganze Bandbreite von Produkten. Die
Autobleche sind dünner geworden, die Lackschicht auch und die Herstellung wird
immer mehr von Robotern übernommen.
Dieser Fall ist stellvertretend für
die Wegwerfgesellschaft in der wir leben. Diese Wegwerfgesellschaft haben wir
im weiteren Sinne durch unsere eigene Gier nach „mehr“ selbst geschaffen. Wirtschaftswachstum
wird in den meisten Fällen nur noch auf Kosten der Produktqualität,
Produktlebensdauer, Umwelt und Lebewesen generiert. Ewiges Wachstum bringt
demnach viel Schlechtes mit sich und ist auch gar nicht möglich, da der Platz
auf der Erde begrenzt ist. Doch wenigstens sind Konzerne dazu angehalten,
soziale und ökologische Verantwortung zu zeigen. Dieses Ziel steht allerdings
an letzter Stelle und wird angesichts des eben beschrieben Führungsstiles, den
viele Unternehmen teilen, nicht erreicht oder von vornherein ausgeschlossen. Oft
werden Projekte der sozialen Verantwortung nur zum Schein eingerichtet, wie zum
Beispiel „Wohltätige“ Stiftungen. Dort wird dann Kapital gelagert, was nicht
versteuert wird. Die wirkliche wohltätige, soziale Wirkung ist geringer als sie
letztendlich in den Medien wahrgenommen wird. Genauso verhält es sich mit der
ökologischen Verantwortung von Unternehmen. Viele Unternehmen betreiben lediglich
ein „greenwashing“. Das heißt ein Konzern zeigt sich Umweltfreundlich und wird durch
PR-Aktionen als „grün“ wahrgenommen, obwohl der Kern des Geschäftes immer noch
umweltverschmutzend ist. Wenn man z.B. einen Kasten Krombacher kauft, rettet
man einen Quadratmeter Regenwald.
Die Frage, warum wir uns den
Wirtschaftsschwankungen bewusst aussetzten kann ich nicht beantworten. Den perfekten
Markt gibt es nicht. Mal hat man einen Nachfrageüberhang, mal ein
Angebotsüberhang. Die perfekte und gerechte Verteilung von Gütern und Kapital
wird nicht mal durch die soziale Marktwirtschaft erreicht. Die freie
Marktwirtschaft und die Planwirtschaft wurden auch schon ausprobiert und konnten
nicht wirklich mehr Erfolge verbuchen. Durch das Verlangen nach stetigem
Wirtschaftswachstum schwankt unsere Wirtschaft und Krisen treten immer wieder
auf.
Vielleicht wäre es besser, wenn die
Wirtschaft auf einem Niveau bleibt anstatt stetig zu wachsen. Die Frage ob wir Wirtschaftswachstum
anstreben und das um jeden Preis, kann ich mit „ja“ beantworten. Wir nehmen die
Verschmutzung der Natur, prekäre Arbeit, sinnlose Überproduktionen, ethisch
verwerfliche Behandlung von Tieren und die Ausbeutung der auf der Erde
vorhandenen Rohstoffe in Kauf.
Man sieht also, dass viele Ziele in der
Wirtschaft nicht gleicher Maßen erreichbar sind. Man spricht dann von
Zielkonflikten. Die Erreichung eines Zieles Schließt die Erreichung eines
anderen Zieles aus. Zum Beispiel stehen die Ziele „Eigenkapital vergrößern“ und
„faire Löhne und Arbeitszeiten“ im Konflikt miteinander. Generelle Zielkonflikte werden im „magischen
Viereck“ zusammengefasst. Darum und um die Erweiterung zum magischen Sechseck
soll es im nächsten Blog gehen.
Bis dann, Phil
Quellen:
-Volkswagen. (n.d.).
Automobil-Absatz des Volkswagen Konzerns in den Jahren 2006 bis 2016 (in 1.000
Fahrzeuge). In Statista - Das Statistik-Portal. Zugriff am 22. November 2017,
von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181500/umfrage/absatzentwicklung-der-volkswagen-konzerns/.
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