Mittwoch, 30. Oktober 2019


Der Homo Oeconomicus steht nicht besonders auf Nachhaltigkeit. 


Was bedeutet ökonomisch denken und handeln für dich? Dies ist die einleitende Frage und man möchte meinen, die simpelste Antwort wäre folgende: Ökonomisch denken und handeln, also wirtschaftlich denken und handeln, ist eine Frage von Effizienz. Streng nach dem Minimalprinzip, welches besagt, dass man bestrebt ist, mit dem geringsten Mitteleinsatz den größtmöglichen Ertrag zu erhalten. Übertragen auf unseren Konsum, sollten wir mit dem geringsten finanziellen Aufwand, die größtmögliche Gegenleistung erhalten. Das wäre effizient und völlig rational. 
Wenn du als Leser diesem Gedankenansatz folgst und uneingeschränkt befürwortest, kannst du dich zum Typus des Homo Oeconomicus[1]zählen.
Doch wenn sich nun alle zum rationalen, effizienten, nur auf Nutzungsmaximierung bedachten Homo Oeconomicus zählen, kommen wir dann nicht zwangsläufig an diesen einen Punkt, an dem wir momentan schon stehen? 
Die Stadt Potsdam hat den Klimanotstand ausgerufen[2], laut dem Biologen und Meeresökologen Dr. Mark Lenz vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, befinden sich schätzungsweise 140 Mill. Tonnen Plastikmüll in den Meeren[3]und in Deutschland werden jährlich ca. 11 Mill. Tonnen Lebensmittel verschwendet[4], vielleicht weil das günstige Angebot der XXL Verpackung im Supermarkt zu verlockend war? 
Wie also lässt sich das Thema "ökonomisch denken und handeln" mit Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit vereinbaren? Geht das überhaupt so ohne Weiteres? Und für Jedermann? 
Die Antwort findet jeder nur individuell für sich, denn sie ist eine Gewissensfrage. Doch bin ich bereit, meine Konsumgewohnheiten anzupassen?
Bedeutet es, dass Nachhaltigkeit eine Frage des Verzichtens ist, in einer Welt, in der durch die Globalisierung und den weltweiten Handel doch kein Wunsch offenbleiben muss? Bringt mir die 250 Gramm Schale Erdbeeren im November den erhofften Genuss, oder lasse ich sie bewusst stehen, weil ich mir schon denken kann, dass sie wässrig schmecken werden?
Ähnliches FotoUnd was ist eigentlich mit dem Geld? Sind Nachhaltigkeit und ökologisch wertvolle Erzeugnisse nur etwas für den prallen Geldbeutel? Es ist wohl nicht zu bestreiten, dass ein "Bio Produkt" oft mehr kostet, als sein Pendant aus konventionellem Anbau und Herstellung. Ein Beispiel aus meiner eigenen Familie: Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und mit ihr das traditionelle Plätzchenbacken. In unserer Küche stand also nun eine Dose „Back-Trennspray“, mit dem großen Aufdruck: „ohne Palmöl“. Sehr löblich, dachte ich, ein Stück Butter hätte es vielleicht auch getan, aber egal. Die Dose kostete 3,99Euro, im Vergleich ein Stück Butter 1,49Euro und die XL Dose Trennspray kostete etwa einen Euro, aber mit Palmöl. Dabei dient dieses Palmöl in vielen, in sehr vielen Produkten, als preiswerter Füllstoff und ermöglicht es, ein Produkt, in großen Abpackungen, günstig zu verkaufen. Dem Homo Oeconomicus geht vielleicht das Herz auf, aber wie Palmölplantagen[5]entstehen, sollte sich jeder noch einmal ins Gedächtnis rufen.
Es gibt sicherlich bessere Beispiele, aber es wird deutlich, dass ein Blick auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung an der einen oder anderen Stelle einen Euro mehr kostet. Doch ist für Viele dieser eine Euro nicht oftmals das Zünglein an der Waage?
Nähern sich Ökonomie und Ökologie einander an, wenn ich bereit bin, mein Konsumverhalten zu ändern und versuche: „ethisch und reflexiv zu konsumieren“?[6]  

Wir möchten uns in drei weiteren Blogs mit dem Verhältnis zwischen Ökonomie und Nachhaltigkeit beschäftigen. Dabei beleuchten wir alltägliche Themen, wie Lebensmittel, Verpackungen und Ähnliches.




[1]https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/homo-oeconomicus-34752 (letzter Aufruf: 28.10.19)
[2]https://www.pnn.de/potsdam/stadtverordnetenversammlung-potsdam-ruft-den-klimanotstand-aus/24904950.html [3]http://oceanrep.geomar.de/45178/1/140%20Millionen%20Tonnen%20im%20Meer.pdf
[4]https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/
[5]https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/ZerstoerteWaelderKlimaPalmoel112007_0.pdf
[6]Florian Lottermoser: „Der reflexive Konsument“, Hamburg 2014.

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