Donnerstag, 27. November 2014

Bahntarifkonflikt 2014 – Interessensvertretung oder Machtkampf?




Seit Mitte Oktober diesen Jahres haben es nun endgültig alle gemerkt und viele von uns zu spüren bekommen. Es geht um den Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn AG (DB AG) und den beiden Gewerkschaften EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft), sowie der GDL (Gewerkschaft der Lokführer). Viele Pendler, Zugfahrgäste oder Wirtschaftsunternehmen bekamen die Auswirkungen der vergangenen Streiks zu spüren und nicht zuletzt ohne Folgen. Zunächst erst einmal die Ausgangssituation.
Bis zum 30. Juni 2014 galten sogenannte Grundlagentarifverträge für die Mitarbeiter der DB AG. Diese verhinderten, dass für die verschiedenen Berufsgruppen unter dem Dach der DB AG unterschiedliche Tarifverträge galten. Nun sind diese jedoch ausgelaufen und es soll sich nun einiges ändern.
Neben Forderungen wie z.B. mehr Lohn, die Kürzung der Wochenarbeitszeit, Urlaubsanspruch, usw. geht es auch um die unterschiedlichen Interessensgebiete der Gewerkschaften. Zuvor vertrat die GDL ausschließlich die Lokführer und die EVG alle anderen DB AG Beschäftigten. Dabei war es nicht von Bedeutung, in welcher der beiden Gewerkschaften man Mitglied war, bzw. ob man überhaupt Mitglied war. Nun möchte jede Gewerkschaft ihre eigenen Mitglieder vertreten, was letztendlich dazu führen würde, dass für Beschäftigte der DB AG, die die gleiche Arbeit verrichten, unterschiedliche Tarifverträge gelten würden. Mittel- und langfristig würde das neben großer Ungerechtigkeit auch zu mehr Bürokratie führen.
Seit Sommer 2014 wird nun darum gerungen und bis heute wurde keine Einheit gefunden. Es geht aber neben den tarifvertraglichen Bestrebungen der Gewerkschaften auch um etwas anderes. Gerade die GDL, als die kleinere der beiden Gewerkschaften (ca. 34.000 Mitglieder), versucht an Einfluss zu gewinnen und  jetzt für das gesamte Zugpersonal zu verhandeln. Dabei konkurriert die GDL mit der EVG (ca. 209.000 Mitglieder). Die DB AG und die EVG sind sich in Tarifgesprächen schon etwas näher gekommen und sind sich darüber einig geworden, dass sie keine unterschiedlichen Tarifverträge für die gleiche Berufsgruppe wünschen.
Die GDL versucht seit Oktober ihre Forderungen durch den Streik durchzusetzen. Dabei hat sie den Vorteil, die Lokführer zu vertreten, die für den Zugbetrieb unerlässlich sind. Somit stehen die meisten Züge im Lokführerstreik still. Das hat große Auswirkungen für den Personen und Güterverkehr und bringt große Schäden für die Wirtschaft. Die Streiks der GDL haben sogar schon so weit geführt, dass die Bundesregierung daran arbeitet, Kleinstgewerkschaften die Arbeitsniederlegung schwieriger zu machen.
Mit der GDL tritt ihr Vorsitzender Claus Weselsky in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Er hat sich damals im großen Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL behauptet und konnte große Erfolge für die GDL erringen. Kurze Zeit später wurde er zum Vorsitzenden. Die Streiks der vergangenen Zeit jedoch, führten dazu, dass er unter große Kritik geriet. Ebenfalls durch seine öffentlichen Äußerungen und seinen aggressiven Führungsstil der Gewerkschaft. Durch die mehreren Streiks hintereinander sinkt auch das Verständnis für die Lokführer in der Bevölkerung. Selbst in der eigenen Gewerkschaft schwindet der Rückhalt und Weselsky-Vorgänger Schell schaltet sich nun ein und fordert den Rücktritt. 
Die DB AG hat bis heute der GDL mehrere Tarifangebote vorgelegt, die bis heute zu keinerlei Schlichtung, bzw. Annäherung geführt haben. Das Verhalten Weselskys zeigt klar und deutlich, dass neben den Forderungen für einen neuen Tarifvertrag, noch andere Absichten, wie z.B. Macht und Einfluss mit den Streiks der letzten Zeit  einhergehen. Daher sind wir der Meinung, dass durch die GDL-Politik ein Machtkampf auf Kosten der Fahrgäste und Unternehmen geführt wird.


Lisa-Marie Kaiser und Philipp Walter

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