Mittwoch, 13. November 2019

Containern- Nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln


Containern wirkt der immensen Lebensmittelverschwendung entgegen - und doch ist es illegal.

Als „Containern“ bezeichnet man das unerlaubte entnehmen noch verwendbarer Lebensmittel aus den Müllcontainern von Supermärkten oder Lebensmittelbetrieben.

Immer wieder kommt es zu Anzeigen gegen Menschen die Lebensmittel, die von Supermärkten weggeworfen wurden, meist in nächtlichen Aktionen aus den Müllcontainern entnehmen um diese wiederverwerten zu können. Sie wollen so der Verschwendung von Lebensmitteln, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen oder für den Verbraucher nicht mehr ansehnlich genug sind um sie zu kaufen, entgegentreten. Oft sind es allerdings auch Mensch die an der Armutsgrenze leben, wie Rentner, Obdachlose oder Hartz4-Empfänger, die sich an den Müllcontainern zu schaffen machen, weil sie schlichtweg darauf angewiesen sind.

Laut einer Studie der Universität Stuttgart werden in Deutschland jährlich mehr als 13 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. 13 Millionen Tonnen, in einem Land das seit Jahren versucht  zu einem der Nachhaltigsten der Welt zu zählen.

Im Gegensatz dazu ist es in Frankreich und Tschechien für Supermärkte verpflichtend noch verwendbare Lebensmittel zu Spenden. In Deutschland steigt die Zahl der Supermärkte und Lebensmittelbetriebe die Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen spenden zwar stätig, aber ein Gesetz, dass zur Weitergabe verpflichtet ist aber wohl nicht in Sicht. Stattdessen fällten die Justizminister diesen Sommer das Urteil, dass die Entnahme von Lebensmittel aus Müllcontainern weiterhin illegal bleiben soll, obwohl sich Hamburgs Justizsenator Till Steffen (die Grünen) für eine Änderung der Gesetze aussprach. Warum sollte das Mitnehmen von Müll auch strafbar sein?

Doch CDU-Politiker stimmten gegen eine Gesetzesänderung. Ihre Begründung: die Entnahme von Lebensmittel aus Müllcontainern wäre Menschenunwürdig und stelle ein großes Hygieneproblem dar. Das mag prinzipiell zwar richtig sein, löst aber die grundlegenden Probleme nicht. Noch genießbare Lebensmittel werden entgegen jedem Nachhaltigkeitsgedanken weggeworfen und den Menschen die dringend Lebensmittel benötigen werden sie verwehrt.

Doch warum werden überhaupt Lebensmittel weggeworfen statt gespendet? Zunächst gilt die Einführung eines Spendenzwanges als großer Eingriff in die Unternehmerische Freiheit, jedem Unternehmen steht es somit grundlegend frei was mit seinen Produkten passiert. Desweiteren stellt oft die Kühlkette ein Problem dar. Sollen Lebensmittel gespendet werden die gekühlt werden müssen, darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Sie müssen also gekühlt im Supermarkt gelagert werden, bis sie mit einem geeigneten Fahrzeug bis zum Spendenempfänger transportiert werden können und dort schließlich erneut in ein gekühltes Regal eingeräumt zu werden. Dies bedeutet einen Aufwand der für viele Unternehmen wohl abschreckend wirkt. Und das obwohl dies der einzige größere Aufwand ist der eine Lebensmittelspende bedeutet. Für Lebensmittel mit einer begrenzten Haltbarkeit, wie Brot, Obst, Gemüse und Fleisch- und Wurstwaren, fallen im Spendenfall nämlich keine Umsatzsteuern für das Unternehmen an - wenn zum Zeitpunkt der Spende kein Umsatz mehr mit der Ware  hätte erzielt werden können.

Von diesem sozialen Faktor einmal abgesehen, bleibt auch noch zu beachten welch eine große Belastung für die Umwelt, diese in Deutschland betriebene, Lebensmittelverschwendung darstellt. Eine Verschwendung bedeutet natürlich, dass mehr Lebensmittel produziert werden als überhaupt notwendig wären. Daraus resultiert eine größere Menge die angebaut wird, eine vermehrte Benutzung von Pflanzenschutzmitteln und Düngern und eine weitaus höhere Zahl an Tieren die gehalten und geschlachtet werden müssen. Diese Mengen an Lebensmittel müssen natürlich auch zur Weiterverarbeitung und am Ende in die Läden transportiert werden. An all diesen Punkten gäbe es immense Einsparungsmöglichkeiten, wenn die Verschwendung von Lebensmitteln eingedämmt werden würde. Es liegt nicht nur an den Supermärkten und Lebensmittelbetrieben etwas daran zu ändern, sondern letztlich auch an uns - den Verbrauchern – unser Konsumverhalten zu überdenken.



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