Mittwoch, 6. November 2019

Verhaltensökonomie - Nudging




Nudging.

Reicht uns ein kleiner Stupser ?

Emotionale Botschaften auf Straßenschildern reduzieren die Zahl der Verkehrstoten weit mehr als herkömmliche Warnungen. Den Schokokuchen hinter dem Obst zu platzieren, sorgt für eine deutlich gesündere Essensauswahl in der Kantine. Und die kleine Fliege im Urinal erhöht die männliche Zielgenauigkeit um 80 Prozent! Kleiner Stups – großer Nutzen.

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Richard H. Thaler hat die Verhaltensökonomie und den Begriff Nudging („dt. anstupsen“) entscheidend mitgeprägt.

Seine Idee: Das Verhalten von Menschen ohne Verbote oder schwerwiegende Eingriffe in ihrer Wahlfreiheit in eine gewünschte Richtung zu lenken. Damit stellt sie eine Alternative zu klassischen Steuerungsansätzen, wie Verboten oder ökonomischen Anreizen, dar.

Nudging soll dabei helfen, den trotz aller Aufklärung und Politik unverändert riesigen, menschheitsbedrohenden, ökologischen Fußabdruck westlicher Menschen drastisch zu verkleinern.Eine Art Zaubermittel.

Reicht uns ein kleiner „Anstupser“ um die Jahrzehnte langen Widerstände gegen wirksamen Klimaschutz unter Bürgern, Politikern und Unternehmern aufzubrechen? Werden wir unsere Normalitätsvorstellung einer Gesellschaft, zu der z.B. fossile Mobilität und unbegrenzter Konsum gehören aufgeben? Oder sind Eigennutz, Bequemlichkeit, Gewohnheit, Verdrängung beziehungsweise einfach die Schwierigkeit, sich Klimaflüchtlinge vorzustellen, wenn wir im Flieger zum Kurztrip nach Barcelona sitzen dann doch prägnanter?
Man kann da so seine Zweifel haben.

Gesellschaftlicher Wandel gelingt im Wechselspiel der verschiedenen voneinander abhängigen Akteure. Ob wirksamer Klimaschutz nun an uns Verbrauchern, an Unternehmen oder am fehlenden politischen Willen scheitert, beschreibt deshalb ein unlösbares Henne-Ei-Problem.
Um Fortschritte zu erreichen, muss man überall ansetzen, denn alles ist mit allem verbunden. Wir haben die Möglichkeit Politik zu gestalten, indem wir uns politisch engagieren oder wählen gehen. Wir können mit unseren Konsumentscheidungen einen erheblichen Beitrag leisten und Unternehmen beeinflussen.
Ganz ohne einen politischen Rahmen der Verbote aber auch Anreize schafft, wird es wohl nicht gelingen. ·

Text: Ringo Möwe
Uni Potsdam WAT/Politische Bildung


Quellen

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