Dienstag, 19. November 2019

Greenwashing - Die Scheinheiligkeit der Firmen

Umwelt und Naturschutz sind den Menschen wichtig. Das wissen auch große Firmen und werben mit nachhaltigen Produkten. Nur: Die sind längst nicht immer so ehrlich und grün, wie sie daherkommen.

Angelehnt an die Definition des Oxford Dictionary bezeichnet Greenwashing (auf Deutsch Grünwaschen oder Grünfärben) eine Strategie, mit der sich Akteure durch die gezielte Verbreitung von Desinformationen ein Image ökologischer Verantwortung zu verschaffen suchen. Hierbei ist wichtig zu unterstreichen, dass mit Desinformationen nicht zwingend die Unwahrheit gemeint sein muss. Oft sind die “grünen Behauptungen” des Unternehmens sogar wahr, das Kerngeschäft der betroffenen Firma ist allerdings meist nicht umweltfreundlich. Mit anderen Worten: Die Unternehmen lenken von anderen Problemen, die ihre Produkte verursachen, ab. 

Einen „grünen Stempel“ geben sich viele Unternehmen heute sehr schnell – oft machen sie sich damit allerdings grüner als sie wirklich sind. Am einfachsten geht das mit Bildern und Symbolen, die Verbraucher ein falsches Bild vermitteln können. Sieht man im Supermarkt beispielsweise eine Packung Eier, auf der Hühner auf einer grünen Wiese mit ganz viel Platz abgebildet sind, entsteht schnell der Eindruck, dass die Eier von freilaufenden Hühnern auf einem Bio-Bauernhof stammen. Ähnlich funktioniert es bei Fleisch – das glücklich aussehende Schwein auf der sattgrünen Wiese, das auf der Verpackung abgebildet ist, hat oft nichts mit dem Schwein aus konventioneller Massentierhaltung zu tun, von dem das Fleisch in der Packung stammt.

Wenn ein Bekleidungsgeschäft damit wirbt, dass seine T-Shirts aus Bio-Baumwolle hergestellt werden, ist dies erstmal eine gute Nachricht. Diese hat aber oft zwei Kehrseiten. Zum einen ist es mitunter nur ein winziger Bruchteil des gesamten Sortiments, der nachhaltig und umweltfreundlich hergestellt wird und zum anderen vergessen Kunden so vielleicht schneller, dass ihre Kleidung zwar aus Bio-Baumwolle, aber immer noch unter menschenunwürdigen Bedingungen genäht wurde. 

Wie können Verbraucher ein echtes umweltfreundliches Produkt erkennen?

Das Problem ist, dass Begriffe wie „klimafreundlich“, „natürlich“ oder „nachhaltig“ nicht rechtlich geschützt sind. Heißt: Nur weil es außen drauf steht, bedeutet das nicht, dass es auch drin ist. Käufer können sich im Bereich Kleidung an Siegeln orientieren, die eine nachhaltige und/oder faire Produktion garantieren und strenge Kriterien anlegen, z.B. GOTS, IVN Best, Made in Green Ökotex, Fair Wear Foundation. Im Bereich Kosmetik bürgt zertifizierte Naturkosmetik dafür, dass keine Erdölbestandteile, Silikone und synthetische Duft- und Farbstoffen enthalten sind. Die größten und wichtigsten Siegel für Naturkosmetik in Deutschland sind BDIH, Ecocert und Natrue, die allesamt für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur stehen. Eine weitere, allerdings etwas aufwendigere Möglichkeit herauszufinden, was die kryptischen Begriffe der Zutatenliste bedeuten, sind Apps wie z.B. „Code Check“ oder „Tox Fox“. Damit kann man den Barcode des Produktes einscannen und die App informiert dann, ob kritische Inhaltsstoffe enthalten sind.

Allgemein empfehlen Umweltverbände, sich nicht von einer schönen, grünen Werbung blenden zu lassen, sondern kritisch zu hinterfragen, wie umweltfreundlich ein Produkt wirklich ist und was nur ein grüner Anstrich.

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