Montag, 15. Dezember 2014

Nicht ohne den Staat

Keine soziale Marktwirtschaft ohne Überwachung?!
von Otmar Kirchberg und Julius Förster

Ohne Staat geht es nicht, das wusste
schon Ludwig Erhard. Auf die richtige Mischung
kommt es an: „Das Postulat der sozialen
Gerechtigkeit und die Sicherung politisch
stabiler Verhältnisse erfordern und rechtfertigen
auch in der Marktwirtschaft gezielte
staatliche Interventionen.“

Der Altmeister war also für klare Regeln,
weil er wusste, dass zu Freiheit auch immer
Verantwortung gehört und nicht jeder verantwortungsvoll
handelt oder handeln kann.
Für soziale Gerechtigkeit sorgt der Staat
beispielsweise durch eine Umverteilung über
Steuern. Höhere Einkommen werden höher
besteuert, niedrige Einkommen weniger, und
Einkommen unter 7.664 Euro im Jahr gar
nicht.

Der Staat muss dafür sorgen, dass Umweltverschmutzer
auch wirklich zur Kasse
gebeten werden.
Ohne Pflicht zur Krankenkasse wären viele
Menschen nicht versichert, für ihre Behandlung
müsste entweder die Allgemeinheit bezahlen,
oder sie würden nicht versorgt. (In
den USA sind rund 50 Millionen Menschen
nicht krankenversichert.)
Die Deutsche Einheit wäre ohne Eingriffe
des Staates nicht gelungen. Zwei politisch
und auch wirtschaftlich völlig unterschiedliche
Systeme mussten zusammengeführt
werden. Die Staatsbetriebe des Ostens wurden
weitgehend privatisiert, die soziale Sicherung
Westdeutschlands auf die neuen
Bundesländer übertragen.
Nur mit unvorstellbar großen Summen
konnte im Spätsommer 2008 eine Weltwirtschaftskrise
verhindert werden. An den Finanzmärkten
kursierten unter anderem sogenannte
Schrottanleihen, die praktisch
nichts mehr wert waren. Finanzexperten hatten
zum Beispiel Immobilienkredite von
Schuldnern in den USA gebündelt, die ihre
Zinsen nicht mehr bezahlen konnten und
deren Häuser drastisch an Wert verloren hatten.
Auch europäische Banken hatten diese
Produkte gekauft, sie aber überwiegend au-
ßerhalb ihrer Bilanz geführt. Die Bankenaufsicht
hatte das deshalb nicht bemerkt. Als
die Werte solcher Anleihen sanken, fehlte
Kapital, um die Löcher zu stopfen. Banken
haben sich untereinander Geld geliehen und
zögerten, Kredite an Unternehmen zu geben.
Eine Vertrauenskrise drohte, die unsere
gesamte Wirtschaft erschüttert hätte. Die
Bankkunden hatten Angst um ihre Ersparnisse.
Deshalb gab der Staat weitreichende Garantien,
um das verloren gegangene Vertrauen
wiederherzustellen. Mit insgesamt 500 Milliarden
Euro stellte die Regierung ein bis dahin
in seiner Dimension einzigartiges Rettungspaket
bereit. Es beinhaltete zum größten Teil
Bürgschaften, sah aber auch die Möglichkeit
für den Ankauf fauler Kredite und die Beteiligung
an Banken vor, die Kapital benötigten.
Die wichtigsten Regierungen der Welt handelten
nach diesem Muster.

1 Kommentar:

  1. Und zu welchem Erkenntnis kommt ihr aus dieser historischen Staatsbeteiligung? Denkt ihr dem Staat ist es gelungen, die einheitliche Regulierung Deutschlands? Was wäre die Folge, wenn der Staat rausgehalten hätte?

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