Dienstag, 27. Oktober 2015

Reparieren statt Konsumieren


Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass getragene Socken, welche ein kleines Loch vorne an der Zehenspitze hatten von meiner Uroma in mühevoller Arbeit wieder gestopft wurden. Dieses Phänomen ist heutzutage verschwunden. Wenn man darauf angesprochen wird, kann man nur mit dem Kopf schütteln und sagen: Das lohnt sich doch gar nicht.

Ja, ich gehe ökonomisch mit meiner Ressource Zeit um, denn so ein Paar Socken kostet gerade mal ein bis zwei Euro. Zumal ich das Stopfen erstmal erlernen muss, kommen dann noch der Kauf von Nadel und Faden, die eigentliche Arbeit und beim ersten Versuch ein unbefriedigendes Ergebnis hinzu, dann  wird mein Bauchgefühl nur bekräftigt: Das lohnt sich ja gar nicht.

Aber was ist, wenn das Radio, der Toaster oder die Kaffeemaschine den Geist aufgegeben haben? Was ist, wenn das Fahrrad einen Platten hat? Kaufe ich mir einen neuen Schlauch, oder flicke ich ihn? Wir leben in einer Zeit des Überflusses, in einer Wegwerfgesellschaft. Es ist kaum noch Einer in der Lage kleine Reparaturen an Haushaltsgeräte vorzunehmen. Somit  werden sie neu gekauft, um einerseits ökonomisch zu handeln und andererseits um das eigene Verlangen nach Konsum zu befriedigen. Ganz aus den Augen verlieren wir die wachsenden Müllberge in der Dritten Welt, in die der Westen seinen Elektroschrott verschifft. Das ökonomische Denken und Handeln betrifft nicht nur meine persönlichen Ressourcen, sondern auch die der Umwelt in der wir uns bewegen. Eine Umwelt mit endlichen Ressourcen, bei der uns die Industrie zu bequemen Kunden erzieht und unseren verschwenderischen Umgang mit Dumpingpreisen unterstützt. Ich denke, dass sich jeder schon mal gefragt hat, ob es Zufall war, dass genau nach Ablauf der Garantie das technische Gerät kaputt  gegangen ist. Es wird sogar die Frage nach einem eingebauten Verfallsdatum an die Industrie immer lauter. Wegen dieser Frage wurde von den "Grünen " ein unabhängiges Institut beauftragt, welches den Verdacht teilweise bestätigte. So zählt die Studie folgende Mängel auf: verdächtig schnell rostende Heizstäbe in Waschmaschinen, Schuhsohlen aus minderwertigem, fest verklebtem Gummi, Türgriffe, die nicht mehr ohne Tür lieferbar seien, Reißverschlüsse mit spiralförmig angeordneten und deshalb schnell verschleißenden Zähnen. Aber vorallem liegt die Tücke in der fehlenden Reparierbarkeit der Produkte: Da wird geklebt, verschweißt und versiegelt, damit der Verbraucher bei Verschleiß eines Teils gleich ein neues Gerät kaufen muss. Der Akku in der Elektrozahnbürste, die Komponenten im Laptop-Gehäuse alles eine Einheit, die bei Defekt eines Teils als Ganzes ersetzt werden muss, mindestens aber wird eine Reparatur schwieriger und teurer. Ich würde die Wahrheit aber auch in den Prozessen der Serienproduktion suchen. Denn die Produktion von Blockeinheiten hat den Vorteil, dass die fertigen Geräte in einer Art Baukastensystem beliebig montiert werden können. Um so mehr Verantwortung sehe ich bei uns als Kunden selber.


Wo vor Jahren bei dem Begriff  Secondhand noch die Nase gerümpft wurde, erfreut sich Ebay Kleinanzeigen  immer größerer Beliebtheit. Ich finde diese Art der zu kleinen Klamotten, oder den mittlerweile ungeliebten Spielsachen ein neues Leben einzuhauchen eine super Gelegenheit ressourcenschonender zu leben. Mit einer  weiteren gegenläufigen Bewegung den Repair -Cafes", welche aus der puren Idee des ökonomischen Handels entstand, werde ich mich nächste Woche in meinem Block beschäftigen.

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