Mittwoch, 16. Dezember 2015

Das älteste Gewerbe der Welt


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Das älteste Gewerbe zählt auch dazu - zum Dienstleistungssektor. Was haben alle Dienstleistungsgewerbsgeschäfte gemein? Sie stehen in einer großen Abhängigkeit zu einem Auftraggeber und ganz simpel, ihre eigene Existenz beruht auf dem Vorhandensein einer anderen. Typische Dienstleistungsbereiche sind das Transportgewerbe (Speditionen & Kuriere), Hausservice (Reinigung, Hausmeisterdienste), der Gastrobereich (Bar, Restaurants, Clubs), der Veranstaltungssektor (Künstler, Techniker, Clubs) und die Tourismusindustrie. Die Arbeitsverhältnisse in diesen Bereichen sind oft von einer gewissen Unsicherheit gekennzeichnet, man spricht hierbei von „prekären Arbeitsverhältnissen“ und dem sogenannten „Prekariat“. Diese Unsicherheit bezieht sich dabei nicht unbedingt nur auf die Höhe der gezahlten Löhne, da diese teilweise auf dem gleichem Niveau liegen wie bei Normalbeschäftigungen (& auch über dem sein können). Vielmehr gibt es in prekären Arbeitsverhältnissen oft Zeitarbeit, befristete Anstellungsverhältnisse, lockereren Kündigungsschutz, Minijobs und häufig wiederkehrende Arbeitslosigkeit (Saisonarbeit u.a.). Bestimmte Wirtschaftszweige sind auf freie ungebundene Arbeiter angewiesen, wie z.B. im Veranstaltungsbereich, wo oft nur während eines Events Arbeiter benötigt werden, oder der saisonale Tourismusbetrieb. Personen, die sich in solchen prekären Arbeitsverhältnissen befinden, leiden oft unter pessimistischen Zukunftsaussichten, dem Problem keine langfristige Lebensplanung machen zu können, dem Gefühl des beruflichen Ausgeliefertseins (arbeiten auf Abruf) und dem daraus resultierenden Gefühl sozialer Einsamkeit (geringe finanzielle Mittel in Kombination mit wenig Zeit für Freundschaften und Familie sowie Kultur).
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Warum habe ich mich entschieden über prekäre Arbeitsverhältnisse zu schreiben?
Grund ist, dass sich das Prekariat mittlerweile auf fast alle Berufe, Industriezweige und sozialen Bereiche ausgeweitet hat. So wurden in den letzten Jahren zahlreiche Jobs neudeutsch „outgesourced“ und an Personaldienstleistungsunternehmen abgegeben, von einfacher körpelicher Arbeit, bis hinzu anspruchsvolleren Bürotätigkeiten mit höherer Bildungsqualifikation (Studium). Für die Unternehmen bedeutet dies schlicht Kostenersparniss, da Personaldienstleister frei von Tariflohnsystemen sind, Arbeiter auf Abruf können schnell nach Haus geschickt werden, wenn es nichts zu tun gibt, Nachtschichten werden ohne Zuschläge entlohnt, für Leiharbeiter gibt es kein Gratifikationen, Weiterbildungsmaßnahmen und sonstige sozialen Zusatzdienste (im Normalfall, es gibt aber Außnahmen). Für prekär Angestellte Personen bedeutet dies Unsicherheit und die bereits genannten Folgen. Zeitarbeit gibt es mittlerweile auch im Bildungssektor z.B. zählen freie Dozenten, oder befristete Lehrerstellen dazu. Dieses SysteM ist höchst fragwürdig und selbstgerecht von der Geld- bzw. Arbeitgeberseite aus. In (kleinere) finanziell angespannten Unternehmen, ist die Verwendung von Zeit- bzw. Leiharbeit gewiss ein Mittel zu überleben, doch wie ist das bei großen, konsolidierten Unternehmen? Wo besteht denn die Legitimät, wenn Top-Manager ein- bis zweitstellige Millionen Jahresgehälter beziehen (und Abfindungen) und bei wirtschaftlicher Schieflage eines Unternehmens, zeitgleich 2000 Angestellte zum Finanzausgleich entlassen werden, oder das wirtschaftliche stabile Unternehmen immer mehr Bereiche outsourcen. Nur selten wird das Problem der Prekarisierung von der Politik thematisiert, mit dem Mindestlohn wurde schließlich alle Probleme gelöst…
Nach einer Studie innerhalb von 10 EU-Mitgliedsstaaten (u.a. Deutschland) aus dem Jahr 2009 beziehen 40% der Bevölkerung Niedrigeinkommen und 54% leiden unter hohem Zeitdruck (Überstunden u.a.). Dies steht im Gegensatz zum Exportweltmeister Deutschland, mit einem Exportüberschuss von 220 Milliarden Euro (2014), in dem es doch allen gut geht.
Natürlich gibt es viele Länder denen es deutlicher schlechter geht, ich prangere aber die Verhätnissmäßigleit zwischen arm und reich an sowie das Wechselspiel zwischen Wirtschaftswachstum und Sozialabbau. Falls ihr es geschafft habt bis hier zu lesen, vielen Dank. Ich weiß es gibt spannendere oder witzigere Themen sowie welche mit nem höheren Entertainmentfaktor, aber man sollte auch mal über dieses Thema nachdenken.
Vielen Dank.
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1 Kommentar:

  1. Ein super spannender Beitrag Martin! Da ich selbst jahrelang in solch prekären Arbeitsverhältnissen gearbeitet habe (jedoch nicht im ältesten *zwinker*), habe ich in deinen Zeilen viel aus eigener Erfahrung wiedererkannt und ich finde es wichtig und gut, dass es - wenn in unserem Rahmen auch kleine - Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet!

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