Donnerstag, 14. Dezember 2017

Im Alter nochmals studieren. Über die Chancen und die Risiken aus ökonomischer Sicht.

Liebe Leser(innen)
Wer nach längerer Berufstätigkeit darüber nachdenkt nochmals zu studieren, sollte sich die Vor- und Nachteile genau überdenken und sich vor einem solchen Schritt mindestens folgenden Aspekte ins Bewusstsein rufen:

Es gibt eine Veränderung in der Schaffensebene.
  • Die handwerkliche Tätigkeit oder die tägliche Büroarbeit, bei der die jahrelange tägliche Routine abgelöst wird durch eine Vielzahl neuer zumeist neuer unbekannter intellektueller Inhalte. 
Es gibt eine neue Zielsetzung in deinem Leben.
  • zuvor war meist die Erledigung von Aufgaben des Arbeitgebers oder des Auftraggebers der Fokus. Das ändert sich dann hin zu dem Anspruch, den man an sich selbst hat, neue Aufgaben  zu lösen und aus eigenem Antrieb zu erfüllen, sowie die Möglichkeit vielleicht doch noch einen jahrelang gehegten Wunsch, seinen "Traumjob" ausüben zu können. 
Die Veränderung des sozialen Umfeldes im Alltag sind dabei ebenfalls zu bedenken.
  • Weg von den Kollegen, hin zu den Kommilitonen. Dabei ist auch der auftretende Altersunterschied zu beachten, der in der Regel eher größer wird. Es kann eine wirklich schöne Erfahrung sein, aber man kann sicherlich auch vereinsamen wenn man sich zurückhaltend verhält.  Zudem sollte man sich darauf einstellen von verschiedenen Seiten, sowohl auf privater Seite, als auch universitärer Seite, mit Irritationen zu rechnen. "Wie, in dem Alter noch studieren? ;was machst du denn wenn das nicht klappt;  du hast doch schon alles erreicht, jetzt nochmal alles anders? " Aber auch "Also ich möchte nicht mehr lernen; das wäre mir viel zu anstrengend; meine Hochachtung das du das noch mal in Angriff nimmst."  Es gibt positive wie negative Reaktionen und man sollte darauf gefasst sein. 
Die ökonomische Seite
  • Man muss sich der längeren finanziellen Einschränkungen bewusst sein und Möglichkeiten finden, sich während der Studienphase finanziell abzusichern. Dabei geht es zum einen um die grundsätzliche Absicherung seines Lebensstandards, bleibt dieser erhalten, muss er eingeschränkt werden? wenn ja, wie weit? Ist die Versorgung der Kinder gewährleistet, kann man sich einen Urlaub leisten? Sind die längerfristigen finanziellen Verpflichtungen gesichert? Wenn man auch noch so gern studiert, die grundlegende Versorgung muss gesichert sein, sonst kann es einem passieren, dass man frühzeitig seinen Traum abbrechen muss und scheitert. 
Die Konsequenzen einer solchen Entscheidung tragen
  • Meist gibt man den alten gesicherten Beruf auf und hat nicht die Möglichkeit einfach wieder zurückzukehren. Damit einher gehen die vorher gesicherten Einnahmen verloren und an ihre Stelle treten oftmals Hilfsjobs in den Semesterferien und/oder finanzielle Abhängigkeit von Angehörigen, oder das Ersparte wird einfach aufgebraucht. Umgekehrt hat man dann auch die Chance nach erfolgreichem Ende des Studiums einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu erhalten. Problematisch kann natürlich auch sein, dass aus dem "Traumjob" ein "Albtraumjob" wird, der einem doch nicht passt. Hier sollte man sich möglichst sicher sein, damit man seine Entscheidung nachher nicht bereut. 
Wer immer ein Studium im Alter beginnen, oder fortsetzen möchte, sollte sich über diese grundlegenden Aspekte hinreichend Gedanken machen. Es ist eine große Chance, aber auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. 
Was meint Ihr dazu?

Ps. Im Alter vergisst man auch manchmal seinen Blog zu veröffentlichen :-)


Quellen:

https://www.studieren-im-alter.de
https://studieren.de/studieren-50-plus.0.html
http://www.dzhw.eu/pdf/pub_vt/21/2008-04-04_Middendorff_Stud-m-Kind_DSW-Kuratorium.pdf
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-658-04129-8_5.pdf
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/3-540-29440-6_1.pdf


2 Kommentare:

  1. Lieber André,
    ich finde deinen Blogeintrag sehr gelungen.
    Denke allerdings, dass du vergessen hast zu erwähnen, dass das gemeinsame Lernen von jung und alt, gerade an der Uni sehr produktiv sein kann und Freude macht. Darüber hinaus bin ich der Ansicht, dass sich die Lebenserfahrung und indivuelle Weisheit des Alters und der Jugend, positiv auf das Studieren aller auswirken kann.
    Abgesehen davon ist Alter, ja auch eine Frage des Gefühls und der inneren Einstellung.

    LG,

    Anna

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  2. Lieber Andre,

    schönes Thema, toller Text :-) Ich kenne das nur zu gut, von mir bekommt jeder der etwas gegen das Studium im Alter sagt einen 30 minütigen Vortrag und möchte im Anschluss daran selbst am liebsten studieren ;-) auch wenn ich erst mit 40 fertig bin habe ich immernoch min 25 Jahre im Beruf vor mir. In den 25 Jahren zahle ich mehr in die Rentenkasse ein und werde folglich (hoffentlich) auch mehr Rente bekommen. Ganz zu schweigen von dem besseren Gehalt und den besseren Arbeitszeiten. Im Augenblick bin ich so flexibel wie es ein Beruf nur selten zulässt. Also mache es wie ich und genieß die schöne Zeit, denn wir wissen wie hart das Berufsleben sein kann :-*

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