Donnerstag, 7. Dezember 2017

Siemens erwirtschaftet Rekordgewinne & entlässt

Siemens erwirtschaftet Rekordgewinne & entlässt

Siemens plant 6.900 Stellen weltweit zu streichen. 2.600 davon in Deutschland, einen Großteil davon in der Sparte Energieerzeugung. Gleichzeitig kann der Siemens-Chef Joe Kaeser einem Umsatz von 83 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016/17 verkünden. Davon bleiben nach Steuern 6,2 Milliarden Euro übrig was eine Steigerung von 11% zum Vorjahr bedeutet. Die Aktionäre freut es, trotzdem werden voraussichtlich Mitarbeiter entlassen. Kann man so etwas überhaupt rechtfertigen, oder ist das Management allen eine Nasenlänge vorraus?

Doch erst einmal zu den Fakten: Laut Siemens ist die Nachfrage nach großen Gasturbinen (über 100 Megawatt) auf dem Weltmarkt drastisch gesunken, und wird sich auf 110 Turbinen pro Jahr einpendeln. So weit so gut. Jedoch liegt die Produktionskapazität weltweit bei ca. 400 Turbinen pro Jahr. Die Folge Überangebot, der Preis sinkt oder noch schlimmer es gibt überhaupt keine Aufträge mehr. Doch für dieses Problem haben die Chef-Strategen bei Siemens eine Lösung gefunden: Stellenstreichung bzw. gleich Standortschließung bei allem was mit Gasturbinen zu tun hat. Davon betroffen Görlitz (720 Arbeitsplätze), Leipzig (circa 200 Arbeitsplätze) außerdem sollen Teile der Standorte Offenbach und Erlangen zusammengelegt werden dabei entfallen 680 Arbeitsplätze. In Mülheim an der Ruhr entfallen 640 Stellen und in Berlin 300. Für den Standort Erfurt gibt es mehrere Möglichkeiten, derzeit wird wohl ein Verkauf geprüft. Grund für die fehlende Nachfrage von Gasturbinen ist der Trend der dezentralen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien, durch den große Kraftwerke perspektivisch überflüssig werden. So kann man die Streichungen relativ einfach rechtfertigen, man kann aber auch die Perspektive der Arbeitnehmer einnehmen, und fragen was nun?
Die IG-Metall schreibt dazu auf ihrer Internetseite: „Zahlen kann man in Tabellen und auf PowerPoint-Folien verändern, verschieben, herunterrechnen und streichen – aber am Ende geht es immer um Menschen, die mitsamt ihrer Familie und ihrer Existenz für die Folgen den Kopf hinhalten müssen.“
Das fasst die Lage recht gut zusammen, natürlich möchte Siemens wie in der Pressemitteilung beschrieben die Maßnahmen möglichst sozialverträglich gestalten. Doch ist eine Umschulung der Mitarbeiter auf einen der 3.200 offenen Stellen im Konzern auch nicht die Lösung des Problems, sondern würde Familien zu einem Umzug an einen anderen Standort zwingen, für eine Stelle die vielleicht sogar schlechter bezahlt wird.
Angesichts dessen wirken die Milliardengewinne des Konzerns geradezu Obszön, was jetzt benötigt wird sind nicht Verhandlungen des Betriebsrats und der Gewerkschaft mit Siemens, sondern ein Gesetz, dass es hochprofitablen Konzernen verbietet Massenentlassungen durchzuführen. Denn diese Pläne zeigen etwas sehr deutlich. Der Führung von Siemens ist die Zukunft von tausenden Mitarbeitern völlig egal. Sicherlich gäbe es die Möglichkeit in die nun von der Schließung betroffenen Standorte mit den Milliardengewinnen zu investieren, jedoch sind die Interessen der Investoren wichtiger. Diese wollen nämlich weiterhin ihre Profite, koste es was es wolle.
An dem Gründer Werner von Siemens sollten sie die heutige Konzernführung ein Beispiel nehmen er schrieb 1868: „Mir würde das verdiente Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen, wenn ich treuen Gehilfen nicht den erwarteten Anteil gäbe.“.
Auch im Artikel 14 des Grundgesetzes heißt es: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Ob es dem Wohle der Allgemeinheit dient, wenn ein Konzern mit Milliardengewinnen zahlreiche Standorte schließt, oder doch dessen Aktionären ist fraglich.
Seit kurzem gibt es Gespräche zwischen Siemens und dem Betriebsrat sowie der Gewerkschaft. Dort soll es in einem offenen Dialog nach gemeinsamen Lösungen gesucht werden. Ob dieses Entgegenkommen der Arbeitnehmerseite einer Kapitulation gleichkommt wird sich zeigen.

Tillmann Hoyer



Quellen:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen