Montag, 29. Januar 2018

Das Modell von Götz W. Werner : Sinnvoll zur Bekämpfung der Armut?



Das Modell von Götz W. Werner (Gründer der Drogeriemarktkette dm)
In Deutschland wurde schon viel über die hypothetische Umsetzung dieser Idee diskutiert. Ungeklärte Fragen über die Höhe des Grundeinkommens oder die Finanzierung dieser Utopie ließen verschiedenste Modelle enstehen: Alle besitzen das eine gemeinsame Ziel eines besseren Ausgleichs zwischen arm und reich. In diesem Exposé gehe ich auf das bedingungslose Grundeinkommensmodell von Götz W. Werner ein. Die Finanzierung seines Modells soll durch eine starke Anhebung der Mehrwertsteuer erfolgen. (Umso mehr konsumiert wird, desto höher sind die Steuerneinnahmen). Dafür werden alle anderen Steuerverpflichtungen abgeschafft. Das Grundeinkommen soll je nach Alter gestaffelt werden, das heißt 300 Euro für die Kinder, Leute im Arbeitsalter bekommen 1500 Euro und RentnerInnen etwas weniger.                                                                                      

Durch die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens streben Werner und andere Befürworter dieser Utopie sowohl einen besseren Ausgleich zwischen arm und reich, als auch eine Aufwertung des gesallschaftlichen Status von Arbeitslosen an. Der Gedanke dahinter ist es, Arbeit und Einkommen zu entkoppeln und den Sozialstaat zu einer Lebensgewährleistungpflicht zu bringen, so dass alle zwar vielleicht sehr bescheiden, aber in Würde leben können.
 Das Hauptziel dieser hier vorliegenden Arbeit war es einen Einblick in die verschiedenen hypothetischen Rückschlüsse diverser WirtschaftswissenschaftlerInnen und SoziologInnen zu erhalten und einen Bezug zum heutigen Sozialstaat herzustellen. Daher lautet meine Forschungsfrage: Inwiefern könnte das bedingungslose Grundeinkommen einen besseren Ausgleich zwischen den Armen und den Reichen gewährleisten?


Das bedingungslose Grundeinkommen und die Arbeitslosigkeit:
Ein umstrittener Punkt bezüglich des bedingungslosen Grundeinkommens ist die Arbeitslosigkeit. Götz W. Werner sieht sie nicht als Problem, sondern eher als eine „bürgerliche Denkkrise“ unserer heutigen Gesellschaft. „Dass wir so viele Arbeitslose haben, zeigt unsere Stärke und die Effizienz unserer Wirtschaft“  (Werner, 2006, Seite 38). Da immer weniger Arbeit produziert wird und immer mehr Methoden und Maschinen diese zu einem immer größeren Teil erledigen (Vgl. Werner, 2006, Seite 25) werden immer mehr Menschen arbeitslos und können sich aus diesem Grunde viele gängige Güter nicht mehr leisten. „Sie haben Angst, stigmatisiert zu werden. Nutzlos zu sein.“ (Werner, 2006, Seite 37) Das bedingungslose Grundeinkommen soll die Menschen vor der Angst eines Abstiegs und der Ausgrenzung im Falle von Arbeitslosigkeit bewahren, indem es BürgerInnen ein gutes und gesundes Leben gewährleistet (Vgl. Werner, 2006, Seite 87). Bei so einem Grundeinkommen würde der Staat die BürgerInnen mehr Freiräume schaffen und ihnen die Gelegenheit geben, sich selbst zu entfalten. Eine andere Ansicht vertritt der deutsche Ökonom Marcel Fratzscher (Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung), der die Arbeitslosigkeit als Problem ansieht, das behoben werden muss, was er durch Arbeits- und Qualifikationsagenturen erreichen will, die durch Beratung, Training und Vermittlung Betroffene gezielt unterstützen und fördern. Mit einem Grundeinkommen, meint er, würde man einen jetzigen Hartz-IV-Beziehenden für immer in der Arbeitslosigkeit verharren lassen, auch wenn dieser gerne etwas arbeiten würde, weil ihm durch das Grundeinkommen die Motivation zur Arbeitssuche genommen wird (Vgl. Fratzscher, 2017).
Götz W. Werner spricht die oft psychische Deformation und Depression der ArbeitsnehmerInne an: Da sie keinen angemessenen Arbeitsplatz haben, leben sie im „Unglück“ nur einen Einkommensplatz (lediglich zur Geldbeschaffung) zu haben. Seiner Meinung nach würden die Letzteren längst eine andere Tätigkeit ausüben, wenn sie es sich finanziell leisten könnten. Zudem enstünde durch das BürgerInnengeld eine Gesellschaft ohne Existenzängste, in der jede/r am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilnehmen kann, was nur ein solches Grundeinkommen für alle verwirklichen könne (Vgl. Werner, 2006, Seite 38). Bei Philipp Butterwegge, einem deutschen Politikwissenschaftler und Armutsforscher fällt auf, dass er den gerechten Ansatz, den das bedingungslose Grundeinkommen nicht nachvollzieht und nicht anerkennt: „[…]warum selbst Milliardäre vom Staat monatlich ein von ihnen vermutlich als "Peanuts" betrachtetes Zubrot erhalten sollten, während beispielsweise Schwerstbehinderte viel mehr als den für alle Bürger einheitlichen Geldbetrag viel nötiger hätten.“ (Butterwegge 2015)



Eines wurde offensichtlich: Die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens würde unsere jetzige Denkweise bzw Lebenseinstellung erheblich ins Schwanken bringen. Ein sicherer Lebensunterhalt, ohne arbeiten gehen zu müssen, ist uns fremd. Dennoch sind diverse WissenschaftlerInnen dafür und halten dieses Konzept für notwendig um die Konditionen unserer heutigen Gesellschaft zu verbesseren. Sie sind überzeugt, dass es zu den Pflichten eines Sozialstaates gehöre, seinen BürgerInnen zu vertrauen und ihnen ein gutes Leben zu garantieren, mittels des bedingungslosen BürgerInnengeldes. Der Mensch soll sich endlich von der Vollbeschäftigung befreien dürfen und trotzdem gut leben können und die Arbeitslosigkeit soll sozial nicht mehr schlecht angesehen werden. Andere WissenschaftlerInnen sind der Meinung, dass das Grundeinkommen die Menschen dazu bringen würde, in der Arbeitslosigkeit zu versinken, Millionäre noch reicher zu machen und somit das Problem der Armut nicht zu bekämpfen. Für sie ist das Finden von einer individuellen Lösung für jede/n einzelne/n BürgerIn besser als eine pauschale Lösung für alle. Da viele Modellversuche noch im Stadium der Durchführung sind oder bisher nicht ausgewertet werden konnten, ist es offensichtlich, dass noch weiterer Forschungsbedarf besteht. Vorstellbar wäre eine Volksabstimmung, ähnlich wie in der Schweiz, durchzuführen bzw eine Probephase mit größerer Ausdehnung zu verwirklichen um repräsentative Ergebnisse zu erhalten.


 QUELLEN


Butterwegge, Christoph. Bundeszentrale für politische Bildung. 2. März 2015. https://www.bpb.de/dialog/netzdebatte/217778/das-bedingungslose-grundeinkommen-zerstoert-den-wohlfahrtsstaat.



Werner, Götz W. Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Deutschland: Verlag Freies Geistestleben, 2006.


Fratzscher, Marcel. ZEIT ONLINE. 9. Juni 2017. http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-06/grundeinkommen-moderne-sozialpolitik-frankreich-deutschland/komplettansicht?print.



Neumaier , Florian. FOCUS Online. 10. Oktober 2017. http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-06/schweizer-lehnen-bedingungsloses-grundeinkommen-ab.

Chadidja Nkwo  

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