Mittwoch, 25. November 2015

Doping im Sport - Ausnahme oder Regelfall?

Doping im Sport - Ausnahme oder Regelfall?

Als Tom Simpson am 13. Juli 1967 mit hochrotem Kopf und im wilden Zickzack auf Weg zum Gipfel des Mont Ventoux war, wusste er noch nicht, dass er auf dem Weg in die Geschichte war! Wenige Meter vor dem Gipfel fiel er vom Fahrrad und blieb liegen. Der spätere Obduktionsbefund ergab, dass er förmlich verdurstet war, er starb an Dehydrierung. Mit seiner Mischung aus Alkohol und Aufputschmitteln schaffte er es seine Schmerzgrenze derart weit rauszuzögern, dass er die Notsignale seines Körpers nicht mehr deuten konnte und er geradewegs in den Tod fuhr.

Alkohol als Doping wird heutzutage durch deutlich effektivere Dopingmethoden ersetzt und findet anders als vielleicht einige denken auch deutlichen zuwachs im Segment des Breitensports!
Das beste Beispiel ist EPO, eigentlich gedacht, um Patienten mit Blutarmut das Leben leichter zu machen, nutzen es die Sportler, um den Anteil ihrer roten Blutkörperchen zu erhöhen und der Muskel somit deutlich leistungsfähiger wird und schneller regeneriert!
 Laut Marktanalysen erwirtschaftete die Pharmaindustrie ca. 17 Milliarden Dollar im Jahr 2010 und nur 20% (laut WHO) wurden therapeutisch angewendet! Dieser ernorme Umsatz lässt vermuten warum sich die Pharmaindustrie nur zogerlich oder gar nicht für den Kampf gegen Doping beteiligt, denn wenn die Kasse stimmt interessiert auch keinen mehr woher das Geld kommt! Doping im Sport ist also eine riesen Nummer geworden und hat laut Interpol selbst in der internationalen Kriminalität den Drogenhandel als Platz 1 abgelöst. Genaue Aussagen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da entsprechende Zahlen in der Statistik fehlen.

Es gibt viele, sehr viele Beispiele des Dopingkonsum im Sport, ich möchte mich aber konkret auf zwei beziehen und zwar Doping in der NHL und Doping im Fußball.
In den USA gilt Doping als Kavaliersdelikt, bestes Beispiel ist die NHL (amerikanische Eishockeyliga) dort wurde per Vertrag festgelegt, dass Spieler maximal zweimal pro Saison getestet werden dürfen. Ausgeschlossen sind jedoch Tests in den Sommermonaten, wo die Spieler ihre Kraft und Kondition während der Vorbereitung verbessern (ideal zum dopen) und in der wichtigen Playoff-Phase. Selbst wenn ein Spieler des Dopings überführt wird, erhält er eine Sperre von 20 Spielen, was erstmal viel klingt, wenn man aber bedenkt, dass die NHL mindestens 82 Spiele bis zur Playoff-Phase zählt, relativiert sich dieser Wert. Wird ein Spieler außerhalb der Liga, z.B. bei der Nationalmannschaft positiv auf Doping getestet, bedeutet dies keineswegs einen Ausschluss innerhalb der Liga. Nach dem Grundsatz „Kontrolle ist gut, vertuschen noch besser“ stellte sich die NHL auf den Standpunkt, dass nur eigene positive Proben gewertet werden müssen!

Ähnlich umstritten, wie bei der NHL, is die Dopingbekämpfung im Fußball, der Sportart 1 mit mehr als 250 Millionen lizensierten Fußballern. Dopingfälle gibt es aber so gut wie keine. Die FIFA und die UEFA erkären die verschwindend kleine Zahl anhand der eigenen, vorbildlichen Prävention. Im Fußball zähle ja Talent und Spielintelligenz, die durch Doping nicht verbessert werden könnten. Als ob ein klarer Kopf dank erhöhter Sauerstoffzufuhr, Kraft und schnelle Regeneration nicht auch im Fußball einen entscheidenen Vorteil bringen könnten!
Im Jahr 2004 wurde der ehemalige Teamarzt von Juventus Turin aufgrund von erdrückenden Beweisen des systematischen Dopings in der Profimannschaft mit Zinedine Zidane und Alessandro Del Piero zu 22 Monaten Bewährung verurteilt. In der Kabine der Mannschaft hätte es wohl Medikamentenbestände gegeben, die ein Kleinstadtspital gefüllt hätten. Da es aber keine positiven Blutproben gab, kamen die Spieler unbeschadet davon. In diesem Zusammenhang wurde die haarsträubende Entdeckung gemacht, dass das offizielle Dopinglabor bei Rom jahrelang keine Anabolika-Tests durchgeführt und systematisch ungeöffnete Proben vernichtet hatte. Dieses Dopinglabor wird auch noch von der FIFA als führendes Labor im Kampf gegen Doping angeführt.

Der Name Eufemiano Fuentes sagt vielleicht einigen etwas im Zusammenhang mit dem Dopingskandal etlicher Radfahrer. Er war einer der führenden Ärzte im systematischen Doping des Profisports. Es wurden bei kleineren Razzien ebenfalls deutliche Beweise gefunden, dass Profis des FC Barcelona und Real Madrid Stammgäste bei ihm waren. Auf Anfrage sagte er dazu, er würde nicht antworten können, da ihm mehrfach gedroht wurde, dass ihm oder seiner Familie etwas zustößt, falls er was zu diesem Thema sagen würde Die Indizien wurden erdrückender als Spiel –und Trainingspläne der Mannschaften gefunden wurden. Weiterverfolgt wurden diese Hinweise jedoch nicht und auch sein Hauptwohnsitz, wo laut Fuentes mehr als 2/3 seiner Unterlagen untergebracht waren, wurde nie durchsucht. Offensichtlich war die Fußball-Lobby sogar der spanischen Justiz zu mächtig, um sich mit ihr anzulegen.

In Deutschland ist das ganz ähnlich, denn auf eine strafrechtliche Verfolgung von Dopingsündern verzichten bisher alle Bundesländer. Hier gilt der Grundsatz: Die Justiz verfolgt Schmuggel und Handel, der Sport den Konsum von illegalen Substanzen. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, für einen sauberen Sport zu sorgen. Der Handel mit Doping ist jedoch ein Geschäft, das nicht nur die Glaubwürdigkeit des Spitzensports zunehmend in Frage stellt. Denn der Konsum von Dopingmittel geht weit über die Stadien hinaus. Die Leute, die an Doping verdienen, orientieren sich nicht an Metern oder Sekunden. Sie messen den Erfolg in Dollar oder Euro und die Kontrolle dieses Geschäfts ist Staatsaufgabe!

2 Kommentare:

  1. Geld regiert die Welt...Sehr interessanter Text, dessen Fakten die Sportromantiker unter uns ziemlich erschrecken dürfte. Ich finde besonders das Desinteresse der Aufklärung im Spitzensport so verwunderlich. Ich dachte immer, dass sich die Aufklärung Aufgrund der finanziellen Mittel der Pharmaindustrie so schwer gestaltet. Denn es kommen immer neue Substanzen auf den Markt, für die Tests erst wesentlich später zur Verfügung stehen.

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