Mittwoch, 18. November 2015

Kommt nicht in die Tüte!

Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in unseren Weltmeeren. Zur Verbildlichung: Mit dieser Menge an Müll ließe sich die Metropole Berlin mehr als dreimal zudecken. Mal abgesehen von der bloßen Existenz dieser Masse, sollte man sich auch einmal die weiteren Folgen bewusst werden lassen. So kann es bis zu 450 Jahre dauern, bis sich die Kunststoffe zersetzt haben. Natürlich sind sie dann auch nicht einfach weg, sondern setzen sich in zerkleinerter Form als Sediment auf dem Meeresboden nieder, werden durch Strömungen über die ganze Welt verteilt und an Land gespült und führen zahlreiche Tiere zu einem meist qualvollen Tod. So verwechseln beispielsweise Meeresschildkröten die Plastikteilchen mit Quallen oder Robben halten diese für Kleintiere, füllen damit ihre Mägen und verhungern und verenden letztendlich mit mit Kunsstoff gefüllten Bäuchen elendig. Auch Tiere, vor allem Vögel und Fische, die sich in den Platikresten verheddern und dann langsam und qualvoll sterben, sollten ebenso nicht unerwähnt bleiben. Auch der Verursacher, der Mensch, bleibt - auch wenn die Thematik erst einmal weit von ihm direkt weg zu sein scheint - von den Langzeitfolgen nicht verschont. Denn der Plastikmüll vergiftet natürlich auch sukkzessive das Ökosystem und seine darin lebenden Bewohner - welcher am Ende der Nahrungskette letztendlich auch, wenn auch ohne sichtbare Plastikteile, im Magen des Menschen landet.

In Anbetracht der zahlreichen alarmierenden Studien und dem immer größer werdenden Stellenwert der Thematik in Politik und Wissenschaft, hat die Europäische Union angekündigt, Maßnahmen gegen die Plastikflut einleiten zu wollen. Zu Beginn wurde noch ein "Plastiktütenverbot" propagiert, aufgrund von intensiver Lobbyarbeit ist von diesem mittlerweile jedoch kaum noch eine Rede. Über die Sinnhaftigkeit eines kompletten Verbotes ließe sich jedoch genauso sinnieren. Immerhin soll es EU-Staaten künftig erlaubt sein, Plastiktüten zu besteuern. So hat beispielsweise Irland mit einem festgelegten erhöhten Tütenpreis bereits dafür gesorgt, dass nur noch durchschnittlich 18 Tüten pro Bürger im Jahr verbraucht und weggeworfen werden. Zum Vergleich: In den restlichen EU-Staaten sind es aktuell im Schnitt 198 pro Kopf.

Ich selbst möchte mich da nicht ausschließen, denn mit Blick auf meine "Tüten-Tüte", die seit Jahren in meinem Küchenschrank existiert und tendenziell eher voller, als leerer wird (obwohl ich mir vor jedem Einkauf vornehme, eine der bereits gekauften Tüten erneut mit in den Supermarkt mitzunehmen, nur um dann an der Kasse festzustellen, dass ich sie vergessen habe und mir eine neue unterm Kassenband hervorzufischen), nimmt mich aus dieser Statistik nicht raus. Trotzdem habe ich mir bereits vor Monaten angewöhnt, nach Möglichkeit einen Stoffbeutel in einer Seitentasche zu haben oder im Gebrauchsfall zu gerade einmal 5 bis 10 Cent teuereren Altpapiertasche zu greifen. Leider musste ich seit dieser Gewohnheitsänderung auch bereits feststellen, dass einem die konsequente Umsetzung derer, nicht leicht gemacht wird. Aufgrund fehlender Verfügbarkeit von Papiertaschen an vielen Kassenbändern, musste der Griff regelrecht erzwungen aus Gründen der Notwendigkeit doch wieder zur Plastiktragetasche gehen.

Das extreme Gegenbeispiel an dieser Stelle dürfte die afrikanische Republik Ruanda darstellen. Dort ist die Verwendung zahlreicher Plastikerzeugnisse seit nunmehr sechs Jahren strikt verboten. So brauchen Restaurants beispielsweise eine Sondergenehmigung, um ihre Salate mit Folie abdecken und frisch halten zu dürfen, Lebensmittel dürfen nur in biologisch abbaubaren Verpackungen verkauft werden, Supermärkte, die Plastiktüten anbieten, werden sofort geschlossen und selbst an den Grenzen werden Einreisenden mitgebrachte Tüten abgenommen. Ob und wie sinnvoll solch ein komplettes und hart sanktioniertes Verbot ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Das Ruanda an dieser Stelle jedoch mit gutem Beispiel voran geht und sich zahlreiche Länder gern etwas abschauen können, dürfte nicht bestreitbar sein. Das würde meiner Meinung nach schon damit beginnen, Papiertüten an jeder Kasse zu deponieren.


http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/plastikmuell-bis-zu-13-millionen-tonnen-landen-in-meeren-a-1018226.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/eu-beschluss-gegen-plastiktueten-steuern-und-verbote-a-1021343.html

http://www.tagesspiegel.de/themen/agenda/lobby-hoehlt-eu-plastiktuetenverbot-aus-sauber-eingetuetet/10832820.html


http://www.focus.de/politik/ausland/erwartet-das-auch-die-eu-strengstes-gesetz-der-welt-wer-in-ruanda-plastiktueten-verteilt-dem-wird-der-laden-dicht-gemacht_id_4366408.html


1 Kommentar:

  1. Ähnlich fing es doch auch mit dem Dosenpfand an oder? Ich stelle bei Turnieren immer wieder fest: Nach den Spielen liegen so gut wie keine deutschen 0,25 € PET-Flaschen mehr rum, aber haufenweise pfandfreie polnische Flaschen. Schade, dass sich um Müll immer erst gekümmert wird, wenn es sonst dem eigenen Geldbeutel schadet.

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