Samstag, 28. November 2015

Die Supermarktstrategien und ihre Fallen



Die Tricks der Supermärkte sind breit gefächert. Es fängt schon beim Einkaufswagen an. Hat sich eigentlich schon mal jemand Gedanken gemacht, warum der Wagen vorne höher ist als hinten? Die Antwort ist ganz leicht. Damit die Schweren Sachen nach hinten fallen und die leichten vorne im Wagen liegen bleiben und der Kunde somit immer nur die kleineren, leichteren Sachen im Einkaufswagen sieht und so das verlangen hat noch mehr zu kaufen, damit der Wagen gefüllt wird. Es ist einem ja schließlich sehr unangenehm, wenn man mit einem riesigen Einkaufswagen an der Kasse steht und nur fünf Sachen gekauft hat.
Weiter geht es. Man hat also den Einkaufswagen geholt und betritt den Laden, der meist Schiebetüren am Eingang hat. Das nennt man die ‚Bremszone‘ des Marktes. Die Türen gehen langsam auf und zwingen so den Kunden langsamer zu werden und aus dem Alltagsstress raus zu kommen und erstmal ruhiger zu werden. Sobald man den Laden dann betreten hat, ist man meist sofort in der Obst- und Gemüseabteilung. Hier benötigt meist jeder etwas, also bleibt man stehen und schaut erstmal, was man so alles benötigen könnte und zack, ist man in einen Bummelmodus verfallen, der sich auch konsequent durch den ganzen Laden zieht. Man ist nun offiziell in die Marktatmosphäre eingetaucht und bummelt so gemütlich weiter. Wenn man dann vor den Regalen stehen bleibt und schaut, was man so alles benötigt, steht man unbewusst schon wieder vor einer bewussten Anordnung der Produkte und somit vor der nächsten durchdachten Marktstrategie. Ein Regal ist in vier Zonen eingeteilt, die ganz untere Zone, die Bückzone, dann die Zone darüber, die Greifzone, dann die Sichtzone, welche sich direkt auf Kopfhöhe befindet und die letzte und oberstehe Zone, die Reckzone. Jetzt darf jeder einmal raten, in welcher Zone am meisten mitgenommen wird. Ganz klar, in der Sichtzone, da der Kunde die Produkte direkt vor seinen Augen hat. Der Mensch ist viel zu bequem, um sich zu Recken oder zu bücken, daher nimmt er bevorzugt die Sichtzonen- Produkte, die natürlich auch am teuersten sind. Wer günstige Produkte haben möchte, muss sich leider bücken und mal ganz unten am Regal nachschauen.
Wir haben also das bekommen, aus dem Regal, was wir wollten (ob jetzt die teure Variante oder günstige, sei jedem selber überlassen) und bummeln jetzt gemütlich weiter und siehe da ein grelles ‚Sonderangebote‘- Schild leuchtet uns entgegen. Doch sind diese vermeintlichen Sonderangebote wirklich immer günstiger? Ganz klares nein! Zuerst muss mal gesagt sein, dass wenn wir ein Schild mit ‚Sonderangeboten‘ sehen, setzt das Kontrollzentrum unseres Gehirns aus und das Belohnungszentrum wird aktiviert. Es ist zu vergleichen wie ein kleiner Drogenrausch. Wir haben also augenscheinlich erstmal keine Wahl und fallen auf die vermeintlichen Sonderangebote rein.
Man sollte immer Preise vergleichen und sich die Produkte nochmal genauer anschauen, ob der Preis wirklich hinhauen kann.
Ich arbeite bei einem Berliner Discounter an der Kasse und sehe Tag täglich, wie Kunden übers Ohr gehauen werden und kann nichts dagegen machen, es sei denn ich möchte meinen Job verlieren. Wenn neue Aufkleber auf die Ware geklebt werden in grellen Farben, damit sie auch wirklich jeder erkennt, muss ich an der Kasse immer nochmal nach prüfen, ob das Produkt für den Preis auch durchgegangen ist. Das sehe ich auf meinem Monitor (nur für mich einsehbar) und dort steht der vorherige Preis und der neue Preis. Und in 2/3 der Fälle, kostet das vermeintliche Sonderangebot am Ende mehr, als es ursprünglich mal kosten sollte.
Solch ein ähnliches Phänomen habe ich von einem Bekannten erzählt bekommen. Der arbeitet in einem Möbelgeschäft in Berlin und da sind auch immer die vermeintlichen Sonderangebote nicht zu übersehen. Der alte Preis ist ganz groß durchgestrichen und der neue darunter geschrieben. Und er hat erzählt, dass der durchgestrichene Preis nie für die Artikel gegolten hat. Beispiel: Ein Tisch kostet 50Euro, den will aber keiner haben, also ‚reduziert‘ die Möbelfirma den Tisch. Sie schreiben also auf den Zettel ‚Große Aktion, der Tisch kostet jetzt keine 80Euro mehr, sondern nur noch 60Euro‘ und schon wollen 10 Leute diesen Tisch kaufen! Und das machen sie leider nicht nur manchmal.
Von daher: Immer Preise vergleichen und sich genauer über Preise informieren! Und wenn man in einen Supermarkt oder Discounter geht, mein Tipp, eine Einkaufsliste schreiben und versuchen, sich wirklich nur auf die relevanten Produkte zu konzentrieren!

4 Kommentare:

  1. Also ich muss schon sagen, das ist alles ziemlich interessant und mir ist es so noch nie wirklich aufgefallen. Dass wir aber wirklich meistens Produkte aus der Sichtzone kaufen, dass merke ich persönlich auch. Und wie du schon sagtest auf Bücken und Recken hat der Menschen eben keine Lust. Und das mit den Sonderangeboten- naja ich mach dann immer die neuen Aufkleber kurz weg und sehe einfach nach, wie viel das Produkt davor gekostet hat und wenn mir der Preis passt, dann kaufe ich es. Aber natürlich gebe ich dir recht, sobald wir das Schild mit der Aufschrift "Sonderangebot" sehen, schaltet sich das Hirn einfach aus :)

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  2. Was auch auffällt, sind die unterschiedlichen Beleuchtungen, um die Lebensmittel besser zu präsentieren und für den Kunden appetitlicher aussehen zu lassen. So wirkt Obst und Gemüse viel frischer und selbst blasse Fleischstücke sehen so saftiger und frischer aus.
    Um die Gemütlichkeit im Supermarkt für die Kunden zu erhöhen, wird angenehme Musik gespielt, besonders zur Weihnachtszeit.

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  3. Da hat wohl jemand Galileo geguckt! Die beschriebenen Strategien finde ich wirklich sehr interessant. Es gibt ja noch viel mehr Methoden. Der Boden kann auch aus Teppich sein oder gekachelten Fließen um die Kunden zu verlangsamen. Was mir damals schon als kleines Kind aufgefallen ist, ist, dass man am Ende einer Rolltreppe erst einmal durch das Geschäft laufen muss, um weiter nach oben bzw nach unten zu kommen. Wenn man so überlegt, ist jeder Supermarkt die reinste Fruchtfliegefalle für Menschen.

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  4. Ich denke auch das die "teuren" Supermärkte nach diesem Prinzip arbeiten und wohl auch einen Erfolg erzielen, wenn man bedenkt, dass es mitlerweile überall ein Rewe, Reichelt oder Kaisers gibt. In diesen Märkten fühlt man sich wohl dank der stimmungsaufhellenden Atmosphäre. Wir fühlen uns gut hier einzukaufen.
    Allerdings verfolgen Discounter diese Strategien weniger. Hier möchte man schnell seine Einkäufe erledigen, die Beleuchtung ist eher unangenehm, das Obst/Gemüse liegt einfach in Körben und alles sieht völlig verramscht aus. Liegt das daran, daß hier die Kundenzufriedenheit unter den niedrigen Preis sinkt? Statt angenehmer Atmosphäre und großer Vielfalt, wird hier auf den kleinsten Preis gesetzt und man darf sich nicht beschweren, wenn die Tomaten vor sich hin gammeln oder der kleine Junge vor einem, den Joghurt auf dem Boden verteilt.
    Der Kunde hat in gewisser Weise eine Wahl und muss Prioritäten setzen und sich die "fiesen" Strategien der Supermärkte in den Kopf rufen, um nur das einzukaufen, was benötigt wird und nicht unnötig viel Geld auszugeben.

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