Mittwoch, 11. November 2015

SchuldnerAtlas: Immer mehr Deutsche sind überschuldet

Alljährlich beschäftigt sich der sogenannte SchuldnerAtlas mit den finanziellen (Not-)Lagen deutscher Haushalte und hat nun, zum Ende des Jahres, die Erkenntnisse über das Jahr 2015 veröffentlicht. Das Ergebnis: Mittlerweile ist jeder zehnte Deutsche überschuldet - einige davon zum Teil sogar so sehr, dass Sie eine Altersarmut riskieren. Mit anderen Worten: In Deutschland sind 6,7 Millionen Privatpersonen verschuldet, wovon sich sogar 3,95 (also mehr als die Hälfte!) in einer dauerhaften Schuldenspirale befinden. 
Besonders alarmierend ist dabei der Umstand, dass der Atlas zum zweiten Jahr in Folge eine merkliche Zunahme besonders schwerer Verschuldungsfälle verzeichnet hat. Wer dabei abwinkt und denkt, ihm würde "sowas nicht passieren" und eine Verschuldung wäre primär ein Problem erwerbsloser Personen, irrt. Natürlich ist ein stark begrenztes Einkommen in Folge der Arbeitslosigkeit noch immer eine stark gefährdete Verbrauchergruppe, doch mittlerweile gesellen sich immer mehr in Vollzeit arbeitende Personen in die Schuldner-Statistiken.

Wie kann das sein, wo Deutschland doch seit Jahren von wirtschaftlichem Aufschwung profitiert, das eingeführte Mindestlohngesetz das Einkommen von Arbeitnehmern gewährleisten soll und die Arbeitslosigkeit aktuell auf ein Rekordtief gesunken ist? Gründe können dabei eine ehemalige Selbstständigkeit, gestiegene Lebenskosten und erschwerte Lebensumstände wie beispielsweise Krankheit oder Trennung/Scheidung sein. Nachvollziehbare Gründe, jedoch nicht die Hauptfaktoren der aktuellen Überschuldungstendenz.

So gibt der diesjährige SchuldnerAtlas zu bedenken, dass die anhaltende Konsumsucht der Verbraucher zu der steigenden Überschuldungstendenz führt. So waren in den Ergebnissen der letzten Jahre gewisse Tendenzen im "Schuldnerprofil" zu erkennen. So wurden Schulden überwiegend im Osten Deutschlands von männlichen Mittdreißigern (zum Beispiel für Existenzgründung oder Hausbau) aufgenommen. Mittlerweile wird das Profil homogener. Auch im "goldenen Westen" leben mittlerweile vermehrt verschuldete Personen, die, wie auch im Rest von Deutschland, unabhängig von Alter und Geschlecht, zahlreiche Käufe "auf Pump" abwickeln - und schneller neues Geld leihen, als sie das vorher bereits geliehene zurückzahlen können.

Woraus resultiert dieser Kaufrausch? Muss es jährlich das neueste Smartphone für 869 Euro sein? Der Fernseher kann keine 4k darstellen, ein neues Gerät muss her! "Ich fahr das Auto schon seit drei Jahren, wird langsam mal Zeit, mir ein neues zu finanzieren". Vor allem die mittlerweile zahlreich angebotenen 0%-Finanzierungen sind besonders bei größeren Anschaffungen ein für viele verlockendes Argument, für die schnelle Bedürfnisbefriedigung. Heikel wird es nur dann, wenn der Menschenverstand hinter das "haben-will" tritt und immer mehr und mehr finanziert wird und immer mehr Geld geliehen wird, als man eigentlich zurück zahlen kann. Zum Glück gibt es bald wieder ein neues iPhone....

Quellen:
http://www.creditreform.de/nc/aktuelles/news-list/details/news-detail/schuldneratlas-deutschland-2015-2157.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/schuldneratlas-fast-jeder-zehnte-deutsche-ist-ueberschuldet-a-1062053.html
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/7596544/wo-jeder-siebte-ueberschuldet-ist.html
http://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article134057480/Kaufrausch-auf-Pump-stuerzt-Deutsche-in-den-Ruin.html

2 Kommentare:

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  2. Ein sehr interessantes Thema, welches uns in Zukunft mehr oder weniger immer beschäftigen wird. Die Frage woher dieser Kaufrausch bzw. dieses unbedachte Konsumverhalten kommt ist garnicht so einfach zu beantworten. Es könnte am falschen Management liegen oder aber auch an den manipulativen Werbekampagnen der Großunternehmen, die uns mittlerweile so darauf getrimmt haben immer die neuesten und schönsten Produkte besitzen zu wollen. Auch der rasante und immer intensiver werdende Wandel der Zeit drängt den Konsumenten (also uns) dazu sich diesem anzupassen. So müssen z.B. neue Smartphone mit 4K Display her, da der alte Display die neuen Filme nicht abspielt. Auf jedenfall interessiert es das System wenig, wer wieviel Schulden hat, denn die Banken profitieren vom Konsumenten mit Geld und auch von dem Konsumenten ohne Geld. Ob jetzt die Mehrwertsteuer auf Pump bezahlt wird oder nicht, ist der Staatskasse auch egal, solange am Ende die Zahlen stimmen!

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