Donnerstag, 16. November 2017

Moderne Werbung gleich Schuldenfalle für Jugendliche und junge Erwachsene?

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem aktuellen Blog möchte ich mich mit den stets wachsenden Schulden unserer Jugend befassen und welche Rolle die moderne Werbung dabei spielt.
Laut der Auskunftsdatei “Creditreform” waren 2016 rund 6,8 Millionen Bundesbürger verschuldet. Dabei sind besonders junge Menschen stark betroffen. Doch warum ist das so?
Glaubt man den Statistiken, so war oder ist jeder dritte, im Alter von 14 bis 24, verschuldet bzw. hat schon einmal Schulden gemacht. Und die Tendenz in diesem Altersbereich steigt unbestritten stark an. So ist die Zahl der betroffenen Jugendlichen in den letzten 10 Jahren um knapp 70% gestiegen. Gründe dafür mag es viele geben. Beispielsweise die fehlende Weitsicht, ein nur wenig ausgeprägtes Verständnis bezüglich Konsequenzen auf Grund Verschuldung für das Privatleben, kindliche Naivität, fehlende Geduld, Gesellschaftlicher Druck usw.
Mich interessiert jedoch der Faktor Werbung.
Nicht nur für die Veröffentlichung und Bekanntmachung eines Produktes wird Werbung eingesetzt. Nein, Werbung kann und soll so viel mehr.
Werbung weckt Begierde, Werbung erzeugt Interessen für etwas, für das man sich nie zuvor interessiert hat. Werbung schafft Bedürfnisse und erzeugt Verlangen nach Produkten, die kein Mensch zum Leben braucht, ja die teilweise das Leben nicht einmal offensichtlich erleichtern.
Wie gelingt Firmen all das nur durch Werbung?
Aus meiner Sicht ist ein ganz wichtiger Faktor die “PR” (Public Relations). Wie Edward Bernays in seinem bekannten Buch “Propaganda” anschaulich erklärt, ist es Herstellern gelungen, eine Beziehung zwischen Produkt und Käufer herzustellen. Das Objekt der Begierde ist nicht länger nur ein Objekt, es ist elementarer Bestandteil unseres Lebens. Die Industrie hat es geschafft, ein Image für sich selbst oder das betroffene Produkt zu kreieren, welches im potentiellen Kunden sofort gewisse Assoziationen hervorruft. So ist beispielsweise die Firma Apple ein wahrer Meister darin, ihren Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass das Leben ohne Apple-Produkt mehr oder weniger umständlich, öde, nicht mehr zeitgemäß und uncool ist. Um doch zeitgemäß und hipp zu bleiben, campieren Apple-Kunden tagelang vor gleichnamigen Stores und kaufen Handys, Laptops, Zubehör für horrende Preise. Denn eines ist klar, wer Produkte von einem der Marktführer und bekanntesten Firmen der Welt besitzt, der gehört definitiv dazu. Doch wozu man letztlich gehört, dass wissen vermutlich nicht einmal die Apple-Kunden selbst.
Es wird schwierig sein, in einer kapitalistischen Welt wie der unseren, die Firmen zu mehr Verantwortungsbewusstsein und Sorgfalt, gegenüber den jüngsten Zielgruppen, zu bewegen. Vielleicht ist dies aber auch nicht nötig. Vielleicht müssen wir, angehende Lehrer, praktizierende Lehrer, Erzieher usw., den Jugendlichen aufzeigen, dass es so viel mehr gibt als kaufen und der Besitz materieller Güter. Oft wird schon daheim der Grundstein gelegt, wie Kinder im Verlauf Ihres Lebens mit Geld umgehen. Daher ist es für mich zwingend erforderlich, dass Eltern mit gutem Beispiel voran gehen. Denn wie unsere Großeltern schon immer sagten: Kaufe nur, was Du dir leisten kannst. Fehlt Dir das Geld, dann spar darauf hin und kaufe nie etwas, mit dem Geld von anderen. Denn nur was Du mit Deinem Geld bezahlt hast, gehört Dir allein und kann ohne schlechtes Gewissen genutzt und genossen werden.

Freue mich über eure Meinungen und Kritiken.



Buch: Bernays, Edward (2011), Propaganda: Die Kunst der Public Relations; Aufl. 3.


5 Kommentare:

  1. Hallo Elisabeth Swiridow,

    ich finde deinen Beitrag sehr Interessant und gut gelungen!
    Ich hätte eine Frage an dich.
    Wie sollten denn Eltern, deiner Meinung nach, mit gutem Beispiel voran gehen? Wie würdest du es mit deinen Kindern machen?
    Vielen Dank für den tollen Eintrag!

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  2. Liebe Elisabeth,

    dein Eintrag gefällt mir sehr gut! Er ist sehr verständlich und interessant geschrieben. Der Verweis zu dem Buch ist ebenso sehr passend und dein Ende schließt den Beitrag schön ab :)

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  3. Hallo, erstmal vielen Dank für eure positive Rückmeldung und entschuldigt, dass ich mir so lange Zeit mit meiner Antwort gelassen habe.
    Tatsächlich ist es keine leichte Frage für mich, noch bin ich keine Mutter und in der Theorie sagt sich vieles leicht.
    Ich denke, dass ich meinem Kind von Anfang an versuchen werde, zu zeigen, dass man für Dinge, die man haben möchte, arbeiten und notfalls sparen muss. Auch finde ich es wichtig, selbst nicht über seine Verhältnisse zu leben. Da wir Kinder von klein auf prägen, würde ich mein Kind nicht mit Geschenken überhäufen, um den Wert der Dinge aufzuzeigen. Da ich selbst viel bastle und handwerklich etwas geschickter bin, würde ich von Anfang an mit meinem Kind werkeln, um zu vermitteln, dass man nicht immer alles kaufen muss.
    Außerdem halte ich einen frühen Umgang mit Geld für sehr wichtig. In Form vom Taschengeld und der nötigen Konsequenz (wenn das Geld weg ist, dann gibt es erst wieder zum nächsten Termin Geld) kann man dem Kind dies näherbringen. Es wird aus seinen Fehlern lernen.😊
    Ich hoffe ihr könnt meine Gedankengänge nachvollziehen. Falls ich mit dem, was ich denke, falsch liegen sollte, lasse ich mich gern eines Besseren belehren.
    Beste Grüße

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  4. Hey,

    danke für deine Antwort. Ich habe auch noch keine Kinder, aber ich bin ebenfalls deiner Meinung, dass Kinder nicht zu verwöhnt werden sollten. Es sollte sich alles in Grenzen halten.
    Ich kenne viele Freunde, die kleine Gesten überhaupt nicht mehr schätzen geschweige denn wahrnehmen. Für sie ist es alltäglich und das wäre der vollkommen falsche Weg für ein Kind in jungen Jahren.
    Auch ich finde das Thema Taschengeld sehr wichtig! Der frühe Umgang mit kleinen Geldmengen übt sich und so fängt das Kind früh an sich mit seinen Wünschen, Ausgaben und eventuelle Konsequenzen, wenn kein Geld mehr da ist zu beschäftigen.

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  5. Liebe Elisabeth,
    ich finde deinen Blog sehr interessant. Ebenfalls stimme ich dir zu, dass die Kinder zuhause lernen sollten, mit Geld umzugehen. Denn es ist eher unwahrscheinlich, dass in Zukunft, die Werbungen auf die Altersgruppe Rücksicht nehmen.

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